Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschreibt und analysiert die Entwicklung der Schule Karls von Vogelsang in deren drei Generationen, d. h. von circa 1880 bis circa 1970, wobei das Schwergewicht auf der Zeit der Ersten Republik liegt. Er bietet in geraffter Form Charakterisierungen der Persönlichkeiten mit deren Ideen und Bestrebungen unter Berücksichtigung des sozialen und politischen Umfeldes.
Meinem Freunde Klaus E. Müller zum Gedenken
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Notes
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Dieses Modell der Wandlungsdynamik von Schulen baut auf dem Entwicklungsschema der Gemeinschaften von Ferdinand Tönnies auf (Tönnies 1887/2019, S. 150 f.).
- 2.
Vogelsang hat kein systematisches Werk hinterlassen, ja die Zumutung eines solchen zurückgewiesen. Seine verstreuten, meist auf aktuelle Anlässe bezogenen Artikel (vor allem in der von ihm geleiteten Zeitung „Vaterland“ und der von ihm herausgegebenen Oesterreichischen Monatsschrift für Gesellschaftswissenschaft und Volkswirtschaftslehre (1879–1890), ab 1883 „für Sozialreform“) hat Wiard von Klopp ausgewählt und lehrbuchmäßig zusammengestellt (Klopp 1894). Von ihm stammt auch die Standardbiographie (Klopp 1930). Eine lesbare Übersichtsdarstellung bietet Allmayer-Beck (1952).
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- 4.
Vogelsang war und blieb in seinem Habitus Norddeutscher, was seine politische Wirksamkeit in Österreich erschwerte. Er musste vermittels seiner Gesinnungsfreunde wirken, die zunächst zumeist aus dem konservativen Adel kamen.
- 5.
Diesen Spruch aus der „Weisheit Salomos“ (1:14) hat Schindler in der lateinischen Fassung („Deus sanabiles fecit nationes orbis terrarum“) auf den Grabstein Vogelsangs am Penzinger Friedhof setzen lassen. Der Spruch kennzeichnet den unentwegten Optimismus Vogelsangs, welcher die eigentliche Antriebskraft seiner Sozialreform war, der ja auch mit seinem Tode sogleich die Luft ausging.
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Dieser unerquickliche Streit ist wohl auch der Grund, dass sich noch niemand aufgerafft hat, eine seiner Zeitbedeutung angemessene Biographie Kraliks zu schreiben. Der Weltkrieg hat den Streit beendet, nicht beigelegt.
- 7.
Psenner, der Älteste der hier Genannten, hat sich selber als Vogelsang-Schüler reklamiert, nicht dieser ihn (Boyer 2010, S. 63–66).
- 8.
Dieses hartnäckig Lueger zugeschriebene Wort scheint nicht belegt zu sein.
- 9.
Der Wandel vom optimistischen Sozialreformer zum pessimistischen Kulturphilosophen hängt mit dem Stagnieren der Orel’schen Bewegung, aber auch mit dessen Verbindung zum katholisch-integralistischen Industriellen Johann Evangelist Zacherl (Sotriffer 1996, S. 131–142) und der Wagner-Begeisterung Kraliks zusammen. Hierauf kann aus Platzgründen nicht eingegangen werden.
- 10.
Genau genommen spricht Knoll hier (in der Orel-Festschrift) nur vom „katholisch-sozialen Revisionismus der Wiener Richtungen“, unter die er überdies als letzte auch eine „Richtung Othmar Spann“ einreiht. Doch Spann war trotz – oder wegen – mancher Gemeinsamkeiten eher ein Konkurrent Vogelsangs und seiner Schule, die er kaum erwähnt. Die dritte Generation brauchte ihn, um bei ihm zu promovieren.
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Eberle heiratete eine Tochter Zacherls (s. Fn. 9). Das band ihn vor allem an den Integralismus, ermöglichte ihm aber auch die Gründung einer eigenen Zeitschrift.
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Die wichtigste Publikation dieser Runde, das Katholisch-soziale Manifest (1932), erbrachte „ein kaum verständliches Ergebnis […] das niemanden zufriedenstellte“ (Diamant 1960, S. 224).
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Bauer wollte das Proletariat von innen her, also aus dem sozialistischen Lager, für den Glauben zurückgewinnen. Den Todesstoß versetzte diesen Bemühungen „Quadragesimo anno“, das statuiert, dass man nicht gleichzeitig ein guter Sozialist und ein guter Katholik sein könne (Diamant 1960, S. 196 f.).
- 15.
Siehe Fn. 10.
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Formulierung Zeßners in Österreichische Aktion (Winter et al. 1927, S. 202). – Ihre Vorbilder waren die von Papst Pius X geförderte „Katholische Aktion“ sowie die „Action française“, die freilich von Pius XI. wegen „Atheismus in Soziologie und Politik“ 1926 verurteilt worden war. Die Autoren äußern die Hoffnung, dass diese sich „so läutern“ werde, „daß sie den Einklang mit der Kirche und der katholischen Aktion wiederfindet“ (Winter et al. 1927: Vorwort, 8). Von der Österreichischen Aktion vermieden, jedoch nicht erörtert wird deren Antisemitismus.
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Und zwar in verkürzter Form. Das Original spricht von einem „historisch und soziologisch konsequenten Konservativismus, der […] den Mut hat, r e c h t s z u s t e h e n u n d l i n k s z u d e n k e n, d. h. in der Tradition zu wurzeln und doch den Bedürfnissen und Forderungen der Zeit, so links sie scheinbar sind, im Namen der Tradition Rechnung zu tragen“ ( Winter et al. 1927: Vorwort, 9). Das Vorwort ist anonym, also den fünf Autoren gemeinsam, das Zitat ist aber immer Winter zugeschrieben worden.
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Ernst Topitsch sagt dazu recht freundlich: „Mehr und mehr wurde es ihm nun [in den letzten Lebensjahren, J. St.] zum Bedürfnis, sich von der Seele zu schreiben, was ihn seit Jahrzehnten in steigendem Maße bedrückt hatte und […] sich selbst und anderen rückhaltlos […] über die Problematik der katholischen Soziallehre Klarheit zu verschaffen“ (1996, S. 395).
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Für das mitdenkende Einrichten meines Textes danke ich Frau Dr. Reingard Rauch, Graz.
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