Zusammenfassung
Die Freie Wohlfahrtspflege fungiert seit Jahrzehnten als Scharnier zwischen dem formellen Sektor (Staat und Markt) und dem informellen Sektor, zu dem die Familie, Bürgerengagement, Nachbarschaften und Selbsthilfegruppen gezählt werden. Trotz aller Privatisierungs- und Ökonomisierungstendenzen wird weiterhin ein Großteil der sozialen Dienstleistungen in Deutschland durch freigemeinnützige Träger erbracht, die direkt oder mittelbar den fünf großen Wohlfahrtsverbänden (Deutscher Caritasverband, Diakonisches Werk, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt sowie der Paritätische) angehören. In der Wohlfahrtspflege sind rd. 1,9 Millionen Personen beschäftigt und sie unterhalten knapp 120.000 soziale Einrichtungen und Dienste. Gegenüber 1970 hat sich die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten fast vervierfacht; damit stellen sie das zentrale Gerüst der sozialen Infrastruktur in Deutschland dar. Ihnen kommt ein öffentlicher Status zu, was allerdings auch bedeutet, dass sie als Großorganisationen Bürokratisierungsphänomenen ausgesetzt sind. Zudem zählen die Sozialverbände zu den „Hidden Champions“ auf dem Arbeitsmarkt, was aber erst in letzter Zeit registriert wurde. Allerdings sind Wohlfahrtsverbände keine in sich geschlossenen Organisationen, sondern Netzwerkorganisationen. Dabei unterscheiden sich die Verbände in ihrer Organisationsstruktur untereinander erheblich – sowohl strukturell als auch in ihren regionalen Abgrenzungen. Wohlfahrtsverbände sind multifunktionale Akteure und funktional betrachtet zugleich Sozialassoziationen, Interessenverbände und Dienstleistungsbetriebe.
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Heinze, R.G. (2020). Wohlfahrtsverbände als prägende Gestaltungsakteure des deutschen Systems sozialer Dienste. In: Gesellschaftsgestaltung durch Neujustierung von Zivilgesellschaft, Staat und Markt . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30907-7_5
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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