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Herausforderungen und Potenziale der Freien Straffälligenhilfe

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Innovationen in der Sozialen Strafrechtspflege
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Zusammenfassung

Die Freie Straffälligenhilfe definiert sich selbst vor allem über die Freiwilligkeit der Kontaktaufnahme, durchgehende Betreuung und Unabhängigkeit von der Justiz. Sie sieht sich eindeutig auf der Hilfs-, nicht der Kontrollseite des sozialarbeiterischen Doppelmandats. In diesem Sinne krönt sie sich gern in Abgrenzung zu sozial Arbeitenden mit hoheitlichen Aufgabenfeldern, wie der Bewährungshilfe oder vollzuglicher Sozialarbeit, zur Königsdisziplin innerhalb der Straffälligenhilfe – fraglich ist aber einerseits, wie sehr sie es innerhalb gesellschaftlicher Zwänge, ökonomischer Disziplinierung und eigenen Normalitätsvorstellungen schafft, ihrer Klientel Bedingungen zur Entwicklung von Mündigkeit bereitzustellen.

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Notes

  1. 1.

    So entschied der Gesetzgeber sich im Anfang 2019 eingesetzten Hamburgischen Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz – trotz massiver Kritik innerhalb des Entstehungsprozesses – für eine massive Stärkung der staatlichen Ebene in Form des Fachamts Straffälligen- und Gerichtshilfe, dem sämtliche Steuerungsaufgaben des Übergangsmanagements zukommen, statt dieses einem freien Träger zu übertragen bzw. auszuschreiben.

  2. 2.

    Mit Ausnahme ambulanter Maßnahmen im Jugendstrafbereich sowie gemeinnütziger Arbeit – ob diese nicht zu unterschätzenden Arbeitsfelder dann noch als Ausnahmen gelten, ist fraglich.

  3. 3.

    Dennoch werden große Chancen mutwillig vertan, z. B. im neuen Hamburgischen Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz, das sich gegen das Prinzip der durchgehenden Hilfen im Übergangsmanagement entschieden hat und vorsieht, Inhaftierten während des Prozesses wechselnde BegleiterInnen zur Verfügung zu stellen.

  4. 4.

    Die Teilprivatisierung einiger Haftanstalten bzw. von Dienstleistungen im Bau und Betrieb im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts haben sich größtenteils als nicht wirtschaftlich überlegen gezeigt und wurden z. T. zurückgenommen.

  5. 5.

    Hinsichtlich der Zunahme von psychiatrischen Diagnosen ist jedoch Vorsicht angebracht: Nicht nur die Ausweitung der Benennung verschiedenster Zustände als Krankheit mit medizinischer Bezeichnung und neuen entsprechenden Medikamenten trägt dazu bei, sondern auch, dass gesellschaftliche Randständigkeit zunehmend pathologisiert wird. Der Ruf nach Diagnosen durch alle Beteiligten (ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, Betroffene, Angehörige) übergibt Betroffene dem Zuständigkeitsbereich der Medizin, die heute, wie früher die Kirche, zur entscheidenden Instanz in der Gesellschaft geworden ist.

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Michels, M. (2020). Herausforderungen und Potenziale der Freien Straffälligenhilfe. In: Maelicke, B., Berger, T., Kilian-Georgus, J. (eds) Innovationen in der Sozialen Strafrechtspflege. Edition Forschung und Entwicklung in der Strafrechtspflege. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30329-7_5

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