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Eine andere Art des Wirtschaftens – Wirtschaftswachstum bei Bündnis 90/Die Grünen zwischen 1994 und 2017

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Nachhaltigkeit, Postwachstum, Transformation
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Zusammenfassung

Quantitatives Wirtschaftswachstum geht mit erheblichen ökologischen Schäden einher. Aus diesem Grund wird inzwischen vermehrt eine Abkehr vom Diktum des Wirtschaftswachstums gefordert. Bündnis 90/Die Grünen (In der folgenden Arbeit wird bei der Partei Bündnis 90/Die Grünen, von den Grünen gesprochen. Diese Bezeichnung hat sich medial durchgesetzt) stehen in diesem Zuge seit ihrer Gründung Wirtschaftswachstum kritisch gegenüber und fordern eine sozial-ökologische Transformation. Bei dieser Transformation steht der Bereich der Ökologie im Vordergrund. Jedoch zeigt sich, dass die Grünen statt einer vollkommenen Abwendung vom Wirtschaftswachstum zumindest derzeit auf Grünes Wachstum setzen und somit an eine Entkopplung von Ressourcenverbrauch und wirtschaftlichem Wachstum glauben. Allerdings setzen die Grünen, wie bei Vertreter*innen des Grünen Wachstums verbreitet, nicht nur auf technologischen Fortschritt, sondern sehen einen Wandel in der Gesellschaft als einen maßgeblichen Faktor für die Veränderung der Wirtschaft.

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Notes

  1. 1.

    Rio war jedoch nicht die erste internationale Umweltkonferenz. Diese wurde 1972 in Stockholm abgehalten. In der Stockholm Deklaration bekennen sich die Teilnehmerstaaten erstmals zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beim Umweltschutz. Auch wurde auf Grundlage der Konferenz das United Nations Environment Programme (UNEP) gegründet. Größere Bedeutung erlangte jedoch die Konferenz in Rio.

  2. 2.

    Diese Idee einer Struktur kollektiven Handelns geht ursprünglich auf Dewey zurück, welcher diesen am Beispiel einer Aktiengesellschaft in seinem Buch „The Public and its Problems“ einführt. „[A] corporation as such is an integrated collective mode of action having powers, rights, duties and immunities different from those of its individual members in their other connections“ (Dewey 1991, S. 190). Auf den „collective mode of action“ bezieht sich Roos, wenn er von einer SKH spricht.

  3. 3.

    Glaser und Strauss präferieren jeweils einen unterschiedlichen Umgang mit Vorwissen. Während nach Glaser Vorwissen möglichst nicht in die Analyse miteinbezogen werden sollte, sieht Strauss dieses als entscheidende Variable für die Qualität einer Arbeit. In der vorliegenden Studie wurde die Vorgehensweise nach Strauss gewählt, da davon ausgegangen wird, dass eine künstliche Naivität nur in einem gewissen Maße hergestellt werden kann und das vorhandene Vorwissen die Qualität der Arbeit fördert. Dies deckt sich auch mit der pragmatistischen Tradition. So merkt Peirce an: „We cannot begin with complete doubt, we must begin with all the prejudices which we actually have (Peirce 1997, S. 4).

  4. 4.

    Der Begriff der „sozial-ökologische Modernisierung“ ist jedoch nicht Grünen-spezifisches Immanentes. So wurde das Konzept der „ökologischen Modernisierung“ unter anderem von Joseph Huber in den 1980er Jahren entwickelt. Wesentliche Intention war es eine Schnittmenge zwischen Ökonomie und Ökologie zu finden. Im ökonomischen System sollten Lösungen für ökologische Probleme gefunden werden. Der Fokus lag auf technologischer Innovation (Huber 1982, 2011). Hierbei wird angenommen, dass die ökologische Frage nur systemimmanent und schrittweise lösbar ist. Katastrophen kann primär durch technischen Fortschritt und begleitet durch Reformen auf politischer, sozialer und ökonomischer Ebene entgegengewirkt werden (Adler und Schachtschneider 2010, S. 117).

  5. 5.

    In diesem Zusammenhang weist die Internationale Agentur für erneuerbare Energien darauf hin, dass Arbeitsplätze im erneuerbaren Energien-Sektor jährlich um 5 % wachsen und zu einer ausgeglichenen Geschlechterparität tendieren (Internationale Renewable Energy Agency 2016).

  6. 6.

    Auch der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen schreibt bezüglich einer weltweiten Transformation zur Nachhaltigkeit: „Die Idee, allen Menschen einen Lebensstil zu ermöglichen, der dem heute in Industrieländern vorherrschenden, durch fossile Energieträger geprägten Lebensstil entspricht, ist nicht realisierbar (WBGU 2011, S. 66). Aus diesem Grund müssten Entwicklungs- und Schwellenländer technologische Entwicklungsstufen überspringen und die Industrieländer ihre bisherigen Entwicklungspfade verlassen und einen nachhaltigen Lebensstil verfolgen (ebd.).

  7. 7.

    Dies schließt nicht aus, dass die Grünen den Ideen anderer Postwachstumsvertreter*innen näherstehen. So gibt es im Postwachstumsspektrum auch Personen, die davon ausgehen, dass es nach der gesellschaftlichen Transformation unerheblich ist, ob die Wirtschaft weiterwächst oder nicht (Schmelzer 2015, S. 116 f.).

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Koch, S. (2020). Eine andere Art des Wirtschaftens – Wirtschaftswachstum bei Bündnis 90/Die Grünen zwischen 1994 und 2017. In: Roos, U. (eds) Nachhaltigkeit, Postwachstum, Transformation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29973-6_8

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