Zusammenfassung
Der folgende Beitrag untersucht die Position der Bertelsmann Stiftung im Wachstumsdiskurs. Der Forschende stützt sich dabei auf die Traditionslinien des Marxismus, des Poststrukturalismus, sowie der Hegemonietheorie nach Ernesto Laclau und Chantal Mouffe. Diese theoretischen Vorüberlegungen werden mithilfe der Heuristik Martin Nonhoffs, der Grounded Theory Methodology und der Lexikometrie methodisch angewandt. Auf diesem Weg rekonstruiert der Forschende das hegemoniale Projekt, das um den Knotenpunkt des Inklusiven Wachstums aufgebaut wird und in dem die ökologische Nachhaltigkeit ausgeschlossen wird. Resümierend kritisiert er den affirmativen Charakter der Hegemonieanalyse.
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Notes
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Besonders hervorzuheben ist die Hilfe von Stefan Bechner, der unter anderem für den Forschungsstand im Verlaufe eines gemeinsamen Forschungsweges essentielle Arbeit geleistet hat.
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Die Forschung stützt sich in großen Teilen auch auf die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise durch Karl Marx und Friedrich Engels (Marx 2018). Relevant sind unter anderem ihre Einsicht, dass das Kapital eine industrielle Reservearmee produziert, die die Konkurrenz zwischen den Arbeiter*innen vergrößert und damit den Lohnpreis niedrig hält. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Kapitalisten im Konkurrenzkampf ständig gezwungen sind die Produktivkräfte zu revolutionieren, um ihre Ware wohlfeiler zu verkaufen als andere und dass durch diesen Zwang Kapital akkumuliert und immer mehr zentralisiert wird, da Menschen mit mehr Kapital einen entscheidenden Vorteil in diesem Konkurrenzkampf besitzen.
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Ähnlich wie in Lacans Psychoanalyse, ist die Gesellschaft durch ein Bedürfnis nach Ganzheit gekennzeichnet, sie strebt also auf einen idealen Zustand ihrer selbst hin. Dieses Bedürfnis ist aber, da es im Bereich des Imaginären ist, diffus und prinzipiell unerreichbar. Um dieses, durch das imaginäre Allgemeine aufgerissene, unerfüllte Bedürfnis zu befriedigen, treten auf der Ebene des Symbolischen verschiedene partikulare Forderungen in Form von hegemonialen Projekten auf, die es zu repräsentieren versuchen. Allerdings kann es, nach Laclau und Mouffe, keiner Forderung gelingen, das Bedürfnis endgültig zu beseitigen, da es immer nur als Supplementierung wirkt.
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Damit wird ein Aspekt angesprochen, der beispielsweise bei Nonhoff noch nicht im Blick ist. Zwar existiert in Nonhoffs Begriffsinstrumentarium die sogenannte ‚Superdifferenz‘, die einen Diskurs vom anderen trennt (Nonhoff 2006, S. 87), allerdings nimmt diese nicht die Grundlegung des Diskurses in den Blick.
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Nicht beachtet wurde das Grundlagenstrategem der superdifferenziellen Grenzziehung. Für die Einrichtung/Fortschreibung von Subjektpositionen für politisch-gesellschaftliche Kräfte wurden zu wenig Indizien gefunden, um es zu integrieren. Dieses Strategem deutet sich aber beispielsweise an, wenn die Bertelsmann Stiftung betont, dass keine politische Partei sich dem Inklusiven Wachstum verschließen darf oder dass das Inklusive Wachstum ein parteiübergreifendes Anliegen sein muss. Die emergente Interpretationsoffenheit des symbolischen Äquivalents des Allgemeinen könnte prinzipiell nur beobachtet werden, wenn verschiedene Diskursteilnehmer und deren Verwendung in den Blick genommen werden würden. Ähnlich ist es mit dem gezielten und vereinzelten Durchbrechen der antagonistischen Grenze, das über den gesamten Diskurs und eine Zeitspanne beobachtet werden müsste. In ihrer hegemonialen Formation-Formierung lässt die Bertelsmann Stiftung allerdings an wenigen Stellen (beispielsweise für die sozialstaatlichen Mechanismen) die Möglichkeit offen.
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Dabei darf positiv aber nicht als vorhandene Identität interpretiert werden, sondern als instabiles, artikuliertes Ziel. Aus der Logik des Poststrukturalismus wäre eine vorhandene Identität nicht möglich, man muss die Äquivalenzkette P also eher als das Gute und Wünschenswerte eines Projekts ansehen.
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Zur Realisierung der Instrumentalisierung der Bildung für die Wirtschaft siehe beispielsweise den Beitrag über das zugrundeliegende Wachstumsparadigma der Digitalisierungsreform des deutschen Bildungssystems von Lea Rahman in diesem Sammelband.
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Mit dem Begriff der Dritten Welt folge ich der von den Bandung-Staaten beschlossenen Selbstbezeichnung.
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Hollstein, Y. (2020). Das hegemoniale Projekt der Bertelsmann Stiftung im Wachstumsdiskurs. In: Roos, U. (eds) Nachhaltigkeit, Postwachstum, Transformation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29973-6_10
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