Zusammenfassung
Ende der 60er Jahre wurde eine breitere Öffentlichkeit durch eine Skandalisierung mittels der sog. „Heimkampagne“ auf die Missstände in der Heimerziehung aufmerksam. Trotz der inzwischen erreichten Verbesserungen ist es erforderlich, die weitere Entwicklung kritisch zu begleiten.
Abstract
Due to a scandal in the late 1960 s, the broader public became aware of the maladministration in residential care by means of the so-called „Heimkampagne“. Despite the improvements that have been achieved in the meantime, it is necessary to critically reflect the further development.
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Notes
- 1.
Freilich gab es zu jedem Zeitpunkt der Geschichte auch Heime, in denen die Kinder/Jugendlichen geachtet, gefördert und unterstützt wurden. Sie waren und blieben aber Ausnahmen, die uns im historischen Rückblick zeigen können, dass aus dem immer wieder als billige Entschuldigung dienenden „Zeitgeist“ („So waren damals nun einmal die Ansichten und Verhältnisse…“) kein Automatismus für die Sicht (auf ganz überwiegend proletarische) Kinder/Jugendliche, die Erziehungspraxis und die Lebensbedingungen in den Heimen abgeleitet werden kann.
- 2.
Im WiSe 1968/1969 und im Sommersemester 1969 befassten sich unter Leitung von Jürgen Habermas Student_innen mit dem Thema „Jugendkriminalität und totale Institutionen“. Der Reader mit Materialien und Ergebnissen dieses Seminars fand als „graue Literatur“ auch unter Sozialpädagog_innen weite Verbreitung.
- 3.
Schlusssatz aus einem Aufruf, der von Aktivist_innen der West-Berliner Heimkampagne im Sommer 1968 in Bezirks-Jugendämtern und im Landesjugendamt verteilt wurde. Veröffentlicht in: Autorenkollektiv 1971, S. 334–344.
- 4.
Der „Aufruf“ befindet sich im Privatarchiv von Manfred Kappeler.
- 5.
Zitiert nach Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“, Hrsg., 2018, Geschichte der Kindheit im Heim. In Deutschland seit 1870. Katalog zur Ausstellung Potsdam 2017/2018. Die Ausstellung wurde von Sabine Hering und mir kuratiert. Der Katalog beinhaltet u. a. Texte und Materialien zu Heimskandalen und Heimkampagnen.
- 6.
Vgl. Schmitz, Jürgen, Bestandsaufnahme: Geschlossene Heime. In: päd. extra sozialarbeit, 3. Jahrgang, Heft 1, S. 44/45. Über Entwicklungen in der Heimerziehung der 70er Jahre vergl. auch die Hefte 7/77, 10/77, 11/77 und 10/87 dieser Zeitschrift, in der auch in den folgenden Jahrzehnten bis heute Fragen und Probleme der Heimerziehung immer wieder thematisiert wurden und werden.
Literatur
Autorenkollektiv. (1971). Gefesselte Jugend – Fürsorgeerziehung im Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kappeler, M. (2010). Die Heimreformen der siebziger Jahre. In W. Damberg, B. Frings Bernhard, T. Jähnischen, & U. Kaminsky (Hrsg.), Mutter Kirche – Vater Staat? Geschichte, Praxis und Debatten der konfessionellen Heimerziehung seit 1945 (S. 79–88). Münster: Aschendorff.
Kappeler, M. (2011). Die Heimerziehung der 40er- bis 70er Jahre im Spiegel der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, AGJ, Berlin. https://www.agj.de/fileadmin/Studie_Heimerziehung_Endgueltige-Fassung_250311.pdf. Zugegriffen: 14. Dez. 2019.
Kappeler, M. (2016). Die Berliner Heimkampagne. Ein Beispiel für die Politisierung von Studierenden und Praktikerinnen der Sozialen Arbeit. In B. Birkmeier & E. Mührel (Hrsg.), Die „68er“ und die Soziale Arbeit. Eine (Wieder-)Begegnung (S. 123–152). Wiesbaden: Springer VS.
Rabatsch, M. (1979). Die Zustände in den Heimen wurden mehr verschwiegen als verändert. In A. D. Brockmann, M. Liebel, & M. Rabatsch (Hrsg.), Jahrbuch der sozialarbeit 3 – arbeit mit frauen, heimerziehung, jugend- und Stadtteilarbeit (S. 254–264). Reinbek bei Hamburg: rohwohlt.
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Kappeler, M. (2020). Mit den Heimkampagnen ging es los. In: Thole, W., Wagner, L., Stederoth, D. (eds) 'Der lange Sommer der Revolte'. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28179-3_11
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