Zusammenfassung
Der Beitrag möchte deutlich machen, dass das bildungspolitische Konzept des Lebenslangen Lernens bzw. genauer dessen selbstoptimierender Impetus dem Menschsein an sich widerspricht – folglich ist jede Rezeption des Lebenslangen Lernens unweigerlich ambivalent, freilich auf unterschiedliche Art und Weise. Die Ambivalenz ergibt sich einerseits aus der Ambivalenz des Menschseins an sich, andererseits aus der Ambivalenz der Selbstoptimierungsanrufungen und der Ambivalenz der Tatsache, dass ihre Forderungen menschlich schlicht nicht erfüllt werden können. Die dauerhafte Überspannung der menschlichen Maßstäbe fokussiert auf eine unmenschliche Übermenschlichkeit, die den Menschen zum Objekt seiner selbst macht und damit in eine höchst ambivalente Position bringt, die er zu gestalten hat und auch zu gestalten gewillt ist. Grund dafür das (unbewusste) Aufgeben der eigenen Unverfügbarkeit zugunsten einer übermenschlichen Selbstoptimierung. Damit gerät auch seine Mündigkeit in Gefahr.
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Borgmann, S. (2020). Do you dare to be human?. In: von Felden, H. (eds) Selbstoptimierung und Ambivalenz. Lernweltforschung, vol 31. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28107-6_2
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