Zusammenfassung
Die These dieser Publikation ist: Es sind die asymmetrischen Strukturen des Theaters und die darauf fußenden, weitreichenden Machtbefugnisse eines Intendanten, die in einigen Fällen dazu führen, dass die eigene Person und das eigene Handeln als so allmächtig und unantastbar betrachtet werden, dass es zu gravierenden Fehlern in der Ausübung des Amtes und im Umgang mit den Mitarbeiter*innen kommt, wie in dieser Studie belegt werden soll. Macht in dieser Form wird durch das intendantenzentrierte Modell und die Funktion des Intendanten in besonderem Maße begünstigt und ermöglicht dem Intendanten eine nahezu unkontrollierte Entscheidungsgewalt in allen Bereichen des Theaters. Das ist eine Ursache dafür, dass Machtmissbrauch und Übergriffe im deutschen Theatersystem möglicherweise in einem überdurchschnittlich hohen Maße zu verzeichnen sind. Die Hermetik des Theaters als autarker Arbeitgeber führt dazu, dass solche Vorfälle kaum an die Öffentlichkeit dringen, und, wenn es dennoch geschieht, ihre Aufklärung oft unterdrückt, verzögert oder unterbunden wird. Da die meisten Übergriffe beschwiegen und nicht geahndet werden, gibt es bislang keine wissenschaftlich erhobenen und verlässlichen Zahlen zu den deutschen öffentlichen Theaterbetrieben. Belastbare Ergebnisse und Erkenntnisse liegen mit dieser Studie nun allerdings erstmals vor.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Baberowski, J. (2017). Räume der Gewalt (4. Aufl.). Frankfurt a. M.: Fischer.
Bourdieu, P. (1992). Die verborgenen Mechanismen der Macht. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Crozier, M., & Friedberg, E. (1993). Macht und Organisation. Die Zwänge kollektiven Handelns. Königstein: Beltz.
DBV. (2018a). Theaterstatistik. Köln: Deutscher Bühnenverein.
DBV. (2018b). Wertebasierter Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch. Jahresversammlung in Lübeck. Köln: Deutscher Bühnenverein.
Edelman, M. (1964). The symbolic uses of politics. Urbana: The University of Illinois Press.
French, J., & Raven, B. (1959). The bases of social power. In D. Cartwright (Hrsg.), Studies in social power (S. 150–167). Ann Arbor: Institute for Social Research.
Galtung, J. (1975). Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Reinbek: Rowohlt.
Giddens, A. (1988). Die Konstitution der Gesellschaft: Grundzüge einer Theorie der Strukturierun. Frankfurt a. M: Campus.
Graber, R., Stuiber, P., & Weis, S. (02. Februar 2018). Aufschrei auf offener Bühne: Burgtheater-Mitarbeiter stehen gegen Machtmissbrauch auf. Der Standard.
Greenblatt, S. (2018). Tyrant, Shakespeare on power. London: Bodley Head.
Hirigoyen, M.-F. (1999). Die Masken der Niedertracht. Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehrt. München: Beck.
Nachtkritik. (2019a). Komische Oper Berlin: Neue Intendanz. Interne Lösung. 31.01.19. https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16362:komische-oper-berlin-neue-intendanz&catid=126:meldungen-k&Itemid=100089.
Nachtkritik. (2019b). Opernintendant in Halle nicht verlängert. 22.02.2019. https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16452:update-opernintendant-in-halle-nicht-verlaengert&catid=126:meldungen-k&Itemid=100089.
Pfeffer, J. (1982). Power in organizations. Marshfield: Pitman.
Rosinski verlässt Theater Rostock. (25. November 2015). Norddeutsche Neueste Nachrichten.
Rühle, G. (2005). Geschichte des deutschen Theaters (S. 1876–1933). Frankfurt a. M.: Fischer.
Schmidt, T. (2016). Theater, Krise und Reform. Eine Kritik des deutschen Theatersystems. Wiesbaden: Springer VS.
Schmidt, T. (2019). Die Regeln des Spiels. Programm und Spielplan – Gestaltung im Theater. Wiesbaden: Springer VS.
Theopolis. (2019). Verifizierte Auskunft über den gesellschaftlichen Organisationsgrad von Bühnen-DarstellerInnen am 02.02.2019.
Tobler, A. (2018). Der letzte Akt ist noch nicht geschrieben. Der Bund. v. 14.08.2018.
von Becker, P. (2019). Die Macht und die Herrlichkeit. Debatte um Barenboim. Der Tagesspiegel. vom 25.02.2019.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Schmidt, T. (2019). Macht als politischer Rohstoff – und als Entscheidungs- und Managementinstrument am Theater. In: Macht und Struktur im Theater. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26451-2_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26451-2_1
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-26450-5
Online ISBN: 978-3-658-26451-2
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)