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Forschungsnahes Lernen fordern: Gründe und Ziele

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Vom forschungsnahen zum forschenden Lernen an Hochschulen
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Zusammenfassung

Überblick

Die Vorstellung des forschungsnahen Lernens in Kap. 1 dürfte deutlich gemacht haben, dass es sich um ein komplexes hochschuldidaktisches Konzept handelt, dessen Umsetzung mit großen Herausforderungen verknüpft ist. Sie stellt zum einen erhebliche Ansprüche an die Lehrpersonen: an ihr Engagement, ihren Arbeitsaufwand sowie ihre Bereitschaft, die eigene Praxis zu ändern und dafür selbst weiter zu lernen. Und sie fordert zum anderen von der Institution, zum Beispiel Studiengänge oder Prüfungen umzustellen und Innovationen zu unterstützen. Der kurze Rückblick auf die Reformgeschichte hat sicherlich ebenso gezeigt, dass das Konzept „forschendes Lernen“ von Anfang an auch auf Widerstand oder Einwände gestoßen ist, die heute noch immer wieder aufbrechen. Um persönliche Zweifel zu überwinden, ob sich der Einsatz für forschungsnahes Lernen lohnt, aber auch, um gegenüber den Einwänden argumentieren zu können, die sich bei jedem Versuch, es allgemein durchzusetzen und institutionell zu verankern, regen werden, ist es nötig, sich bewusst zu machen, welche Gründe für das forschungsnahe Lernen sprechen, und welchen allgemeinen Zielen oder Zielvorstellungen (und nicht einfach nur einzelne operationalisierte Lernziele) es dienen soll.

Dieses Kapitel erörtert in seiner Gliederung den in der Diskussion unterscheidbaren Hauptbegründungslinien folgend, der Reihe nach aus der Bildungstheorie, der Qualifikationsforschung und der Lehr-Lernforschung stammende Argumente sowie aus dem Selbstverständnis der Hochschule als Institution abgeleitete Gründe.

Die Argumente aus der Bildungstheorie sind besonders vielfältig. Abschn. 2.1 beleuchtet Bildung als einen unentbehrlichen Begriff, stellt ihm verwandte Begriffe gegenüber, nimmt aber auch die wichtigsten Einwände auf, die gegen ihn ins Feld geführt werden.

Obschon sie prinzipiell unter die bildungstheoretische Begründungslinie subsumierbar sind, behandelt Abschn. 2.2 Argumente aus der Qualifikationsforschung noch einmal gesondert im Hinblick auf den Berufsbezug des Studiums und die Vermittlung allgemeiner Fähigkeiten.

Ein gänzlich anderer Argumentationsstrang wird mit der vor allem psychologischen Lehr-Lernforschung in Abschn. 2.3 behandelt. Kognitive wie situierte Ansätze liefern einerseits mit ihren theoretischen Konstrukten ein instruktives Beschreibungsvokabular für forschungsnahes Lernen und andererseits mit ihren empirischen Erkenntnissen ein bewegtes Für und Wider in die Diskussion forschungsnahen Lernens.

Das abschließende kurze Abschn. 2.4 ergänzt diese drei Argumentationsstränge um Begründungen, die im Ideal der Einheit von Lehre und Forschung wurzeln und entsprechend eng mit dem Selbstverständnis der Hochschule als Institution zusammenhängen.

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Notes

  1. 1.

    Die Differenz zu anderem Lernen ist zugegebenermaßen normativ gedacht. Gegenüber der Kritik von Tenorth (2016) an solcher Normativität sehen wir dies als in der Entwicklung eines Zielbegriffs legitim an; eine empirische Untersuchung von Lernprozessen an der Hochschule müsste sich davon selbstverständlich zunächst lösen.

  2. 2.

    In der im Übrigen so anregenden Weiterentwicklung des pädagogischen Dreiecks bei Benner (2018) wird in der Bezeichnung der Interaktion zwischen Zögling und Sache als „bildend“ die Differenz zu „lernend“ nicht beachtet; die Umschreibungen im Text changieren zwischen beiden Bedeutungen.

  3. 3.

    Andere würden dies weiterhin als eine harmonistische Position kritisieren. Für Ursula Frost zum Beispiel geht es hier nicht um „anschlussfähige Diskurse, sondern um den Kampf um die Vorherrschaft und damit um den Ausschluss humaner Möglichkeiten“: entweder Bildung als „eine offene Auseinandersetzung von Personen mit Inhalten oder die Ausrüstung mit Qualifikationen und Kompetenzen für beliebige Verwertungskontexte[…]“; „den Tendenzen zur Vereinnahmung und Verkürzung [müsse] nachgespürt werden“ (2011, S. 99 f.). Die Aufforderung zur Wachsamkeit ist sicher berechtigt; trotzdem bleiben wir bei der Auffassung, dass Bildung durch Ausbildung hindurch ermöglicht werden muss, nicht gegen sie.

  4. 4.

    Nieke und von Freytag-Loringhoven (2014) wollen mit der Devise „Wissenschaftsdidaktik “ gegenüber bestimmten Tendenzen der gegenwärtigen Hochschuldidaktik die Eigenverantwortung der Studierenden für ihre Selbstbildung betonen. Dabei kommt aber, was die Bedeutung von Wissenschaftsdidaktik angeht, zu kurz, dass die Wissenschaft dadurch nicht von ihrer Verantwortung dafür, wie sie sich selbst reflektiert und vermittelt, entbunden ist.

  5. 5.

    alle zu finden über https://www.hochschulverband.de/hochschulgesetzsammlung.html#_

  6. 6.

    bis hin zu einer Tagung des Stifterverbandes mit dem wunderbaren Namen „Schlüsselbildung“ (2006)

  7. 7.

    URL: www.forum-sq.de

  8. 8.

    URL: http://www.gesellschaft-fuer-schluesselkompetenzen.de/bielefeld-2004.

  9. 9.

    Die Verwendung von outcome und output ist weithin inkonsistent. Wir benutzen outcome für Lernergebnisse der Lernenden, output für alle darüber hinaus gehenden Erfolgsziffern von Bildungseinrichtungen (z. B. Absolventenzahlen und -karrieren, Abschlussquoten).

  10. 10.

    https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-03-Studium/02-03-02-Qualifikationsrahmen/2017_Qualifikationsrahmen_HQR.pdf

  11. 11.

    Die Gründe dafür wären eine kritische Analyse wert, die hier aber nicht eingebracht werden kann.

  12. 12.

    Infolge der Dominanz der Psychologie ist im Folgenden innerhalb dieses Unterkapitels immer die psychologische bzw. die pädagogisch-psychologische Lehr-Lernforschung gemeint, wenn Lehr-Lernforschung ohne weitere Spezifizierung genannt ist.

  13. 13.

    https://www.uni-bremen.de/de/studienzentrum-fb9/forsta/?sword_list%5B0%5D=Forstaintegriert&no_cache=1

  14. 14.

    Kristina Müller, Anne-Carina Lischewski, Julia Philipp, Peter Salden, Martina Schmohr und Katharina Zilles (2018). Mehr Etikette als Institutionelle Realität? Wie Universitäten Forschendes Lernen in Leitbildern konkretisieren. Poster dghd-Tagung. Karlsruhe, zitiert nach Tremp (in Druck)

  15. 15.

    Zu den Varianten dieses Prinzips im europäischen Vergleich siehe Schimank und Winnes (2001).

  16. 16.

    Es handelt sich hier um Materialien beim Rektorat der Universität Bielefeld. Dr. Andrea Frank sei dafür gedankt, dass sie diese sichtete und zur Verfügung stellte.

  17. 17.

    „Paradoxerweise scheinen die Hochschulen aber für die Sinn- und Motivstiftung ihrer Mitglieder umso mehr von diesen Idealen zu zehren, je weiter sie sich von ihnen entfernen“ (Mayer 2003, S. 624).

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Huber, L., Reinmann, G. (2019). Forschungsnahes Lernen fordern: Gründe und Ziele. In: Vom forschungsnahen zum forschenden Lernen an Hochschulen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24949-6_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-24949-6_2

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