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Aufteilungen des Sinnlichen in der TV-Serie The Wire. Eine Rancière’sche Lesart

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Jacques Rancière: Pädagogische Lektüren
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Zusammenfassung

Der Beitrag orientiert sich systematisch an Rancières Konzept der ‚Aufteilung des Sinnlichen‘ und entwickelt darüber eine Analyse der Fernsehserie ‚The Wire‘, für die Thomas komplementär Arbeiten Loïc Wacquants und Untersuchungen der Juristin Michelle Alexander heranzieht. Der Autor fragt nach diskriminierenden Effekte des Rechtssystems sowie anderer gesellschaftlicher Bereiche. Den Begriff der Aufteilung nutzt Thomas in seinen kontroversen Bedeutungslinien: als je spezifische Vermessung sozialer und symbolischer Ordnungsraster, die auf den unterschiedlichsten Plateaus für jeweils unterschiedliche Akteure auf differente Weisen gemeinsame wie unterteilte Bereiche etablieren, begrenzen oder rechtfertigen. Der Beitrag verhandelt in Referenz auf ausgewählte Sequenzen in ‚The Wire‘ die Inszenierung moralischer, rechtlicher oder sozialräumlicher Sinnzuschreibungen, Zugehörigkeiten und Ausschlüsse. Er fragt danach, wie die Kontingenz und Gewaltsamkeit entsprechender Ordnungsmotive mit den Möglichkeiten einer filmischen Repräsentation verhandelbar werden, welche die ästhetische Strategie des egalisierenden Verzichts auf eine Hierarchisierung der unterschiedlichen öffentlichen und privaten Auseinandersetzungen verfolgt.

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Notes

  1. 1.

    Rancière grenzt dazu den Begriff des Unrechts von dem eines Opfers deutlich ab. Die Unterscheidung zum Opfer zeigt sich darin, dass für Rancière Gleichheit im Gegensatz zu Gerechtigkeit oder einer Wiedergutmachung nicht hergestellt werden kann. Sie ist immer schon Voraussetzung (vgl. Rancière 2002, S. 50). Zur Gleichheit als Ausgangspunkt des Denkens, vgl. auch Rancière 2009c.

  2. 2.

    Rancière entwickelt seinen Begriff der Ästhetik ausgehend von Schiller und der deutschen Frühromantik (vgl. Rancière 2006, 2010b, S. 223), verweist aber in Das Unvernehmen explizit auf Kants ästhetisches Urteil (vgl. Rancière 2002, S. 69, 101). Früchtl (2013, S. 172) beschreibt dieses wie folgt: „In einem ästhetischen Urteil behaupten wir etwas, was wir nicht beweisen können, aber in einer Weise, als ob wir es beweisen könnten.“

  3. 3.

    Vgl. z. B. Potter und Marshall 2009; Schröter 2012; Ahrens u. a. 2014; Deylami und Havercroft 2015; Kennedy und Shapiro 2012; Bzdak et al. 2013. Die Zeitschrift Criticism. A Quarterly for Literature and the Arts widmete der Serie 2010 eine thematische Doppelausgabe.

  4. 4.

    Das Kürzel steht für The Wire, 1. Staffel, 3. Folge. Die Zeit gibt den Beginn der jeweiligen Szene an.

  5. 5.

    Während der Implementierung von Jim Crow standen sich drei politische Philosophien gegenüber, denen gemeinsam war, dass sie die bisherige Form der strikten Rassentrennung ablehnten. Die Liberalen kritisierten die Stigmatisierung durch Segregation und lehnten es ab, die in der Verfassung garantierte Freiheit von Kriterien wie Rasse abhängig zu machen. Ihr Einfluss reichte aber nie bis in die Südstaaten. Die Radikalen setzten vor allem auf eine klassenbasierte Einheit von afroamerikanischen und weißen Arbeitern gegen die weiße ökonomische Elite. Die letztlich einflussreichste Strömung bildeten jedoch die Konservativen, die der afroamerikanischen Bevölkerung vermittelten, sie hätten angesichts einer möglichen gewaltsamen Verteidigung des alten Systems mehr zu verlieren als zu gewinnen. An den Liberalen kritisierten sie, diese würden Afroamerikaner in Positionen hieven, denen diese nicht gewachsen wären (vgl. Alexander 2010, S. 32 f.).

  6. 6.

    Diese verbieten die Einschränkung von Staatsbürgerschaftsrechten und Wahlrecht aufgrund des Rassebegriffs.

  7. 7.

    Der Elementary and Secondary Education Act wurde erstmals 1965 unter der Präsidentschaft Lyndon B. Johnsons als Teil des „War on Poverty“ verabschiedet und sollte ungleiche Bildungschancen von Kindern aus einkommensschwachen Familien und solchen aus der Mittelschicht ausgleichen. Dazu wurden umfangreiche staatliche Finanzhilfen in Schuldistrikte und Schulen aufgebracht, so zum Beispiel für Lehrmittelfreiheit und bessere Bezahlung von Lehrern. Der ESEA muss seither für jeweils fünf Fiskaljahre neu bestätigt werden und unterliegt daher auch Veränderungen.

  8. 8.

    NCLB zwingt Schulen im „need improvement“-Status dazu, nach ,,scientifically based instructional strategies“ zu unterrichten (vgl. NCLB Title I Sec. 1001 (9)). Was als „scientifically based research“ gilt, wird ebenda in Title IX, Sec. 9101 (37) (iv) definiert. Vgl. auch ESRA Title I, Sec. 102 (18) (B) (iv).

  9. 9.

    Diese Bezeichnung wurde im Rahmen eines Seminars an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgeschlagen.

  10. 10.

    Der Vergleich bezieht sich nicht auf „die Naivität der vorgeschlagenen didaktischen Maßnahmen“ (Klass 2014, S. 131) von Jacotots „universellem Unterricht“. Klass verweist darauf, dass Rancières Buch Der unwissende Lehrmeister kein Buch über Pädagogik ist, sondern Rancières Auseinandersetzung mit der Gleichheit thematisiert.

  11. 11.

    Maarten Simons und Jan Masschelein (2010, S. 601) schlagen dafür den Begriff „pedagogic subjectivation“ vor.

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Thomas, P. (2019). Aufteilungen des Sinnlichen in der TV-Serie The Wire. Eine Rancière’sche Lesart. In: Mayer, R., Schäfer, A., Wittig, S. (eds) Jacques Rancière: Pädagogische Lektüren. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24783-6_10

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