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Geopolitische Höhenkrankheit und der wiedergefundene Horizont der Cinephilie: Johnnie Tos Romancing in Thin Air

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Politiken des Populären

Part of the book series: Neue Perspektiven der Medienästhetik ((NPM))

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Zusammenfassung

Lukas Foerster arbeitet in „Geopolitische Höhenkrankheit und der wiedergefundene Horizont der Cinephilie“ heraus, wie Johnnie Tos Gao hai ba zhi lian II/Romancing in Thin Air (2012) den mythisch-kolonialen Ort „Shangri-La“ zum Hauptschauplatz eines romantischen Blockbuster-Dramas macht. Dabei unternimmt Tos Film eine radikale Neubestimmung der geografisch-semantischen Lokalisation einer vorher frei durch den popkulturellen Raum flottierenden Fantasie: Für To dient „Shangri-La“ selbstverständlich und ausschließlich als Identifikationsmarkierung, die einen genau definierten Landstrich in der östlichen Peripherie Chinas bezeichnet und die diesen Landstrich damit von anderen, anders bezeichneten Landstrichen unterscheidet. Dabei wird von Tos Film gerade die Attraktivität der Landschaft in Bewegung vorgeführt, um sich von den exotistischen Klischees des ethnic tourism fernzuhalten. Foerster zeigt auf, wie dadurch die Kategorie der otherness gerade nicht kulturell oder ethnisch, sondern vielmehr medienreflexiv genutzt wird.

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Notes

  1. 1.

    Auch in der Karriere Capras nimmt Lost Horizon eine entscheidende Scharnierfunktion ein. Es lässt sich argumentieren, dass Hiltons Roman der Katalysator war, der einen begabten, aber in seiner Stoffwahl vergleichsweise bescheidenen Studiohandwerker in einen fortan in mindestens nationalhistorischen Dimensionen denkenden Großfilmer verwandelte.

  2. 2.

    Kolas (2008, S. 6 f.) weist darauf hin, dass sogar der Absturz eines US-amerikanischen Flugzeugs im Zweiten Weltkrieg, also lange nach dem Erscheinen von Hiltons Roman, als „Beweis“ für die korrekte Verortung Shangri-Las in Zhongdian herhalten musste.

  3. 3.

    Es sei darauf verwiesen, dass Kolas in ihrer Studie außerdem den Versuch unternimmt, eine begriffliche Unterscheidung vorzunehmen: Wo sie die chinesische Stadt als „Shangrila“ (ohne Bindestrich) fasst, ist bei Verweisen auf Hilton bzw. Capra gemäß der tradierten Sprachregelung von „Shangri-La“ die Rede. Da es in meinem Beitrag gerade um die Interferenzen von Geografie und Popkultur geht, greife ich diese Anregung nicht auf.

  4. 4.

    Wobei auffällt, dass das Hotel, in dem sich Michael zunächst fast ohne bewusstes Zutun einnistet, ansonsten ausschließlich von Frauen bewohnt und bewirtschaftet zu werden scheint; es formiert sich eine weibliche Solidargemeinschaft, zu der Männer nur temporär Zugang haben – irgendwann verschwinden sie auf Nimmerwiedersehen im Wald.

  5. 5.

    Erst in Shangri-La kommt der Lastwagen dann, siehe oben, von der Straße ab. Man kann das als eine textuelle Verschiebung beschreiben: Der Unfall, der bei Hilton und Capra als Markierung der Grenze zwischen Realwelt und Shangri-La gesetzt ist, vervielfältigt sich bei To und wird nach Shangri-La selbst hineinkopiert, bezeichnet keine bruchartige Differenz mehr, sondern eher einen Zustand der permanenten semantisch-psychologischen Destabilisierung.

  6. 6.

    Die kanonische Formulierung, die sich allerdings zunächst nur auf die Fotografie bezieht, lautet: „A world I know, and see, but to which I am nevertheless not present (through no fault of my subjectivity), is a world past“ (Cavell 1979, S. 23).

  7. 7.

    Dessen englischsprachiger Titel ebenfalls Romancing in Thin Air lautet. An dieser Stelle zieht die originale chinesische Sprachfassung eine weitere reflexive Ebene ein, die dem internationalen Publikum verborgen bleibt: Wörtlich übersetzt bedeutet der chinesische Titel von Romancing in Thin Air „High Altitude of Love 2“, der Film im Film nennt sich High Altitude of Love. Tos Film ist in diesem Sinne angelegt als die Fortsetzung des fiktionalen Films, den er gleichzeitig einrahmt.

  8. 8.

    Aus einer anderen Perspektive könnte man das Filmstudio tatsächlich als den ortlosen Ort schlechthin beschreiben: Es dichtet sich gegen seine spezifische Umgebung ab, um die Möglichkeit zu gewinnen, unspezifische Ortsmarkierungen zu fingieren.

  9. 9.

    Für einen Überblick über die Diskussion siehe Brockmann (2017, S. 6–16); außerdem Ritzer (2015).

Literatur

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  • Ritzer, Ivo. 2015. Hongkong. In Neues ostasiatisches Kino, 127–134. Stuttgart: Reclam.

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Foerster, L. (2019). Geopolitische Höhenkrankheit und der wiedergefundene Horizont der Cinephilie: Johnnie Tos Romancing in Thin Air. In: Ritzer, I., Steinwender, H. (eds) Politiken des Populären. Neue Perspektiven der Medienästhetik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22923-8_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-22923-8_8

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-22922-1

  • Online ISBN: 978-3-658-22923-8

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