Zusammenfassung
Der Verabsolutierung aller menschlichen Tätigkeiten zu Arbeit stellt Hannah Arendt in Vita activa oder Vom tätigen Leben eine umfangreiche Untersuchung zur Unterscheidung von Tätigkeiten entgegen: Arbeiten sei nur eine und nicht die höchste menschliche Tätigkeit, Herstellen und Handeln seien höhere Tätigkeiten; Konsumieren hingegen sei lediglich die Kehrseite des Arbeitens. Den Begriff Konsum interpretiert Arendt als lebensnotwendigen Stoffwechsel mit der Natur. Sie stellt analog zur Unterscheidung der Tätigkeiten „Arbeiten“, „Herstellen“ und „Handeln“ im Konsumieren das Verbrauchen, das Gebrauchen von Dingen und das Errichten einer Welt bzw. das Erhalten in ihrem Bestand einander gegenüber. Aus individueller Sicht bedeutet Konsum Verzehr dessen, was das eigene Leben erhält. Aus kollektiver Sicht bedeutet Konsum, dass immer mehr Dinge in einen Kreislauf des Verzehrs eingebracht werden. Folgt man den Unterscheidungen der Tätigkeiten, so sind diesen Qualitäten zu entnehmen, die für eine Diskussion über Konsum relevant sein können. Arbeiten kann dann eine Besinnung auf das Gleichgewicht von Anstrengung und Ruhe, Herstellen auf die Qualität der Beständigkeit von Welt für veränderliche und sterbliche Wesen liefern, und Handeln kann an die Dimension der menschlichen Freiheit erinnern.
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Paul-Horn, I. (2019). Hannah Arendt revisited. In: Piorkowsky, MB., Kollmann, K. (eds) Vergessene und verkannte Vordenker für eine Kritische Konsumtheorie. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21970-3_6
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