Zusammenfassung
Im vergangenen Jahrhundert hat die Bevölkerung der ostbelgischen Grenzregion nicht weniger als drei Nationalitätswechsel innerhalb von 25 Jahren erlebt. Die bewegte Geschichte der Region hat dazu geführt, dass sich ihre Prosa – wenn auch erst um die Jahrtausendwende – mit dem Thema der Erinnerung und der Vergangenheitsbewältigung auseinandergesetzt hat. In den Romanen wird deutlich dargestellt, dass die Vergangenheitsbewältigung schwierig verläuft. Vielmehr wird die Vergangenheit von den Romanfiguren verdrängt. Jedoch wird auch deutlich thematisiert, dass eine gelungene Vergangenheitsbewältigung die Voraussetzung für das Finden einer eigenen Identität und für die Öffnung einer Zukunftsperspektive ist. Um die schwierigen Schuld-, Zugehörigkeits- und Identitätsfragen zu überwinden, wenden die Romanfiguren verschiedene Strategien an. So nehmen sie Zuflucht zu schriftstellerischer Tätigkeit, identifizieren sich mit weltbekannten Autoren oder Philosophen oder greifen auf die ältere regionale Geschichte zurück und versuchen so eine Erinnerungskultur aufzubauen. Zur Illustration werden im vorliegenden Beitrag Beispiele aus Romanen der ostbelgischen Autoren Freddy Derwahl, Hannes Anderer und Leo Wintgens, die während des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, gewählt.
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Literaturverzeichnis
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Penné, L. (2018). Verdrängung oder Erinnerung? Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in der deutschsprachigen belgischen Gegenwartsliteratur. In: Maldonado-Alemán, M., Gansel, C. (eds) Literarische Inszenierungen von Geschichte. J.B. Metzler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21671-9_13
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