Zusammenfassung
Der Beitrag befragt die „Politische Verhaltenslehre“ des Verwaltungsexperten Thomas Ellwein von 1964 auf ihre Übersetzbarkeit in das 21. Jahrhundert hin. Der normative Kern des schmalen Bandes lässt sich auf die Aussage zusammenschmelzen, niemand als der Bürger selbst sei dafür verantwortlich, die Ordnung des Gemeinwesens in seinem Sinne zu wahren und fortzuentwickeln Lektionen. Hierfür brauche es vor allem das praktische Engagement – etwa in Bürgerversammlungen, Verbänden, mithilfe von Leserbriefen und in Bürgersprechstunden. Es geht zudem selten darum, das ganze „Getriebe“ auszutauschen, sondern darum, an „kleinen Schrauben“ zu drehen – d. h. die Demokratie vor Ort mitzugestalten: Wer „Fehler“ in der demokratischen Praxis beseitigen will, muss sich mit anderen zusammentun – klassischerweise in einer Lobby-Gruppe. Vor diesem Hintergrund hat Ellweins Diktum – Ziel und Träger staatlichen Handelns ist der Bürger – an Aktualität nur wenig eingebüßt: Demokratiereform ist keine reine „Expertenaufgabe“, zielt keineswegs nur aufs große Ganze.
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