Zusammenfassung
Dieser Beitrag diskutiert unsere Erfahrungen mit dem Kurs „Verhandlungskompetenzen“, der im zweiten Jahr des Bachelor European Studies an der Universität Maastricht für rund 300 Studierende angeboten wird. In bis zu 20 Kleingruppen werden dabei Studierende von 7–8 akademischen Mitarbeitern in Ihrem Lernprozess begleitet. In drei verschiedenen Simulationen können Studierende ihre Verhandlungsgeschicke graduell aufbauen und zugleich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den unterschiedlichen Verhandlungsrahmen erleben.
Der Kurs verfolgt drei Zielsetzungen: Erstens festigen Studierende ihre Kenntnisse über EU Entscheidungsverfahren. Zweitens erleben Studierende die Unterschiede der verschiedenen Verhandlungsrahmen aus erster Hand und vertiefen Ihr Verständnis für EU Verhandlungen. Drittens, machen Studenten sich mit grundlegenden Konzepten, Instrumenten (z. B. Verhandlungsstrategie planen) und Prozessen von politischen Verhandlungen vertraut.
Der vorliegende Beitrag diskutiert im Detail die Logik des Kursaufbaues und erklärt anhand von anschaulichen Beispielen welche Entscheidungen die Kursleiter im Hinblick eines kohärenten Zusammenfindens von Kurszielen, Simulationsdesign, Aufgaben und Beurteilung getroffen haben. Im Zentrum des Beitrags stehen in erster Linie Erklärungen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen worden sind, auch unter Beleuchtung der möglichen Alternativen. In Bezug auf diese kritische Reflexion werden außerdem Evaluierungen von Studierende und Feedback von akademischen Mitarbeitern miteinbezogen.
Ziel dieses Betrages ist es die Entscheidungsfindung in Bezug auf das Kursdesign offenzulegen und kritisch zu diskutieren, sowie auf mögliche Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung eines solchen Kurses als aktives Lernwerkzeug in European Studies hinzuweisen.
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Notes
- 1.
Best Alternative to Negotiated Agreement, beste Alternative zu einer Übereinkunft in der Verhandlung (d. h. was sind meine Alternativen, wenn es keine Übereinkunft gibt; inwieweit beeinflussen diese Alternativen meine Verhandlungsstrategie).
- 2.
Die EU-Militärmission ALTHEA („Operation EUFOR ALTHEA“) wurde im Dezember 2004 in Bosnien und Herzegowina als eine der ersten selbstständigen EU-Missionen gestartet. Mit dem Einsatz von 7000 Truppen was er Ziel der EU-Staaten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und des Friendes vor Ort beizutragen. die Einhaltung des Friedensrahmenabkommens zu gewährleisten. Mehr Informationen können auf folgender Website abgerufen werden: http://www.euforbih.org/eufor/index.php.
- 3.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten der Adaption im Kursdesign, z. B. lassen sich verschiedene Aspekte des Kurses an das Vorwissen der StudentInnen anpassen. Dieser Kurs wird (getrennt) sowohl für Erasmus-StudentInnen als auch für ZweitjahrsstudentInnen European Studies angeboten. Da Erstere weniger oder kein Wissen zur EU haben, kann man in den Seminargruppen mehr Grundlagenwissen wiederholen.
- 4.
In EU Verhandlungen bezeichnet „tour de table“ eine erste Verhandlungsrunde, wo jeder Verhandlungsteilnehmer für drei bis vier Minuten zu Wort kommt, um die Ausgangslage im jeweiligen Mitgliedstaat zu erörtern. Der Vorsitzende beginnt mit dem Verhandlungsteilnehmer auf rechter Seite, und erteilt den Mitgliedstaaten gegen den Uhrzeigersinn fortfahrend das Wort. Im Kontext von aktivem Lernen sind „tour de table“ ein gutes Instrument um alle StudentInnen einzubeziehen.
- 5.
ECTS steht für „European Credit Transfer System“, welches im Rahmen des Bolognaprozesses eingeführt wurde um Lernvolumen zwischen Hochschulinstiuttionen vergleichbar zu machen. 60 ECTS-Punkte sollten dem Arbeitsaufwand eines Volzeitstudiums während eines typischen akademischen Jahres entsprechen.
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Maurer, H., Engelmann, C. (2018). Aktives Lernen durch EU Simulationen: Eine kritische Auseinandersetzung mit Erfahrungen an der Universität Maastricht. In: Muno, W., Niemann, A., Guasti, P. (eds) Europa spielerisch erlernen. Politische Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17463-7_10
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