Zusammenfassung
Die Wirtschaftskammern entstanden in Ungarn in der bürgerlichen Epoche des 19. Jahrhunderts vor allem auf französischen Einfluss und orientierten sich etwas später an deutschen institutionellen Regeln. Im Rahmen der Transformation nach 1989/90 zeigt der Beitrag auf, dass die ungarischen Kammern in den vergangenen 25 Jahren keinen stabilen Platz im politischen und sozio-ökonomischen System eingenommen haben. Festzustellen seien vielmehr Turbulenzen und radikale Veränderungen. Diese sind in ein Modell der freiwilligen Mitgliedschaft mit Pflichtregistrierung gemündet. Der wiederholte institutionelle Wandel lässt die Kammern als „Spielball der Politik“ erscheinen. Das Auf und Ab in den Beziehungen zwischen Politik und Wirtschaftskammern kann in erster Linie durch die unterschiedlichen Politikpräferenzen der Institutionen, die Differenzen zwischen den einzelnen Regierungen und den jeweiligen Kammervertretern und die Kalkulation der politischen Parteien mit Blick auf den Wählerstimmenmarkt angesichts der Unzufriedenheit von Kleinunternehmen erklärt werden. Die politischen Machtinhaber sind in jener Periode nach der Wende bestrebt gewesen, die funktionale Selbstverwaltung der Wirtschaft auf ein Minimum zu beschränken.
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Notes
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Die vorliegende Studie entstand im Rahmen und mit Unterstützung des János Bolyai Forschungsstipendiums der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
- 2.
Diese Organisationen werden in Ungarn als Handels- und Industriekammern bezeichnet.
- 3.
1850 wurden in Ungarn und seinen Nebenländern elf Kammern mit Pflichtmitgliedschaft aufgestellt. Sie wurden der Zuständigkeit des Wiener Handelsministeriums unterstellt.
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Die sozialistischen Regierungen unter Mihály Károlyi und Dénes Berinkey (1918) planten zwar starke Änderungen in der Struktur der CoC, konnten diese aber nicht durchführen. Die Proletardiktatur unter der Leitung von Béla Kun (1919) verbot dann politische Parteien, Vereine und Kammern.
- 5.
Dies wurde auch dadurch symbolisiert, dass man die Kontakte zum Präsidenten der Ungarischen Handels- und Industriekammer intensivierte und heute eine fast „harmonisch“ zu nennende Beziehung besteht.
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Schärfere Maßnahmen, wie z. B. die Suspendierung der Mitglieder oder Ausschluss aus der Kammer, konnten nicht ergriffen werden.
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Zachar, P.K. (2017). Strukturwandel der ungarischen Handels- und Industriekammern nach 1989/1990. In: Sack, D. (eds) Wirtschaftskammern im europäischen Vergleich. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16934-3_6
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