Zusammenfassung
Wissenschaftliche Vorträge in einem öffentlichen Rahmen sind häufige Ereignisse, werden aber im Kontext Öffentlicher Wissenschaft selten thematisiert. Zwischen einem selbst geschriebenen Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, einem dreiminütigen Interview für das Fernsehen und einem Vortrag (etwa für Manager, für Politiker, für fortbildungswillige Lehrer oder für Flüchtlingsbetreuer) gibt es allerdings wesentliche Unterschiede. Es bedarf, wenn man Adressaten, ihre Interessen und Fragestellungen reflektiert, jeweils einer unterschiedlichen Schwerpunktsetzung und „Sprache“. Auch innerhalb der Kategorie „Vortrag“ sind Differenzierungen vonnöten. Die jeweilige Präsentation muss an jeweils vorhandene (vermutete) Wissensbestände anschlussfähig sein. Die Trivialisierungsangst der soziologischen Community beruht eher auf didaktischer und sprachlicher Unzulänglichkeit, und das Engagiertheitsplädoyer von Michael Burawoy geht insoweit an der Wirklichkeit vorbei, als die meisten Publika in Anbetracht unübersichtlicher gesellschaftlicher Verhältnisse keine sozialtherapeutisch-politische Betreuung anstreben, sondern schlicht wissen wollen, „was los ist“ – da draußen in der Gesellschaft. Freilich braucht man bestimmte Voraussetzungen für die Durchführung erfolgreicher Vortragsveranstaltungen, so etwa ein wenig „Horizont“ (sachliches und aktuelles Wissen über die eigene wissenschaftliche Spezialität hinaus) oder ein Verständnis der Interessenlage des jeweiligen Publikums.
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Prisching, M. (2018). Vortragserfahrungen – über vertane Chancen der Öffentlichen Soziologie. In: Selke, S., Treibel, A. (eds) Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Öffentliche Wissenschaft und gesellschaftlicher Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3_8
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