Zusammenfassung
Der Beitrag lotet langfristige und unterschwellige Veränderungen im Verhältnis von Mensch und ‚intelligenten‘ Maschinen aus, mit denen neue Wissenspartnerschaften eingegangen werden. Dazu wird das Funktionsprinzip kognitiver Computer kurz erläutert, die hier Entscheidungsmaschinen genannt werden. Aus der Darstellung verschiedener Heuristiken über Subjekt-Objekt-Verhältnisse gehen zwei Problematisierungen hervor: Erstens die These der assistiven Kolonialisierung, die davon ausgeht, dass ‚intelligente‘ Computer in Denken, Fühlen und Handeln eindringen. Und zweitens die These des epistemischen Überholmanövers, die besagt, dass eine zunehmende Orientierung an den Angeboten von Entscheidungsmaschinen erfolgt, was zu entgrenzten Selbstbildern, der Veränderung gesellschaftlich geteilter Subjektivität und von sozialer Integration führt. Im Extremfall einer einseitigen Ökonomisierungsperspektive auf das Soziale kommt es zur Einrichtung ethischer Freihandelszonen, die auf dem Primat eines gesellschaftlichen Konsenses über die Maxime der Effizienz basieren.
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