Zusammenfassung
Richard Rorty hat seine Philosophie des offenen Gesprächs auch im Gespräch entwickelt. Dieser Teil des Handbuches behandelt die Kontexte und (kontroversen) Debatten, in denen sich seine Version des Pragmatismus entfaltet hat. Rorty war und ist für analytische und kontinentale Philosophen ein beliebter „Gegner und Sparringspartner“ (Dreyfus und Taylor 2016, S. 9). Er schätzte und pflegte die Kunst des leidenschaftlichen und zugleich zivilisierten Diskurses, durchaus mit Freude an produktivem Dissens und auch an Polemik: „If you want genuinely and permantently unproblematic peace, you should stay out of philosophy.“ (Rorty 2000a, S. 349; vgl. 2000b, S. 394, 2010, S. 572–573) Zugleich war Rorty wie kaum ein anderer Denker bereit, Kritikern zu antworten, seien sie noch so unbekannt, und auch seine Position gegebenenfalls zu korrigieren
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Notes
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Siehe dazu auch den Beitrag von Bjørn Ramberg in diesem Band.
- 2.
Siehe dazu auch die Einleitung zum Teil Person und Stil.
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In diesem Sinne bemerkt Morris Dickstein (1998, S. 11) süffisant: So wie der Pragmatismus mit William James’ starkem Fehllesen von Charles S. Peirce entstanden sei, wäre er durch Rortys starkes Fehllesen von John Dewey erneut zum Leben erweckt worden.
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Für eine detaillierte deutschsprachige Schilderung der langjährigen Debatte zwischen Rorty und Habermas um regulative Ideen wie „Wahrheit“ und „Realität“ und um den Versuch einer Begründung des Liberalismus durch die Diskurstheorie siehe Müller 2014, Kap. IV u. V.2.
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Zur Beziehung zwischen (Rortys) Pragmatismus und Hegel siehe insbes. auch den Beitrag von Jeffrey Stout im Teil Wirkung.
Literatur
Brandom, Robert B. 2020. Remembering Richard Rorty: An interview with Robert Brandom. In Revisiting Richard Rorty, Hrsg. Pedro Góis Moreira, 251–262. Wilmington/Malaga: Vernon Press.
Dickstein, Morris. 1998. Introduction: Pragmatism then and now. In The revival of Pragmatism: New essays on social thought, law, and culture, Hrsg. Morris Dickstein, 1–18. Durham, NC: Duke University Press.
Dreyfus, Hubert, und Taylor Charles. 2016. Die Wiedergewinnung des Realismus. Übers. v. Joachim Schulte. Berlin: Suhrkamp.
Müller, Martin. 2014. Private Romantik, öffentlicher Pragmatismus? Richard Rortys transformative Neubeschreibung des Liberalismus. Bielefeld: transcript.
Rorty, Richard. 2000a. Response to James Conant. In Rorty and his critics, Hrsg. Robert B. Brandom, 342–350. Oxford: Blackwell.
Rorty, Richard. 2000b. Wahrheit und Fortschritt. Übers. von Joachim Schulte. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Rorty, Richard. 2010. Reply to Raymond D. Boisvert. In The philosophy of Richard Rorty, Hrsg. Randall E. Auxier und Lewis E. Hahn, 571–573. Chicago: Open Court.
Weiterführende Literatur
Brandom, Robert. Hrsg. 2000. Rorty and his critics. Oxford: Blackwell. Von allen Sammelbänden mit Repliken Rortys ist dieser Band mit Beiträgen bekannter Gegenwartsphilosophen der wichtigste; mit einer sehr instruktiven Einleitung des bekanntesten „Rorty-Schülers“ Robert Brandom.
Curtis, William M. 2016. Defending Rorty. Pragmatism and liberal virtue. Cambridge, MA: Cambridge University Press; ein hervorragender Überblick über zentrale Rorty-Debatten und eine überzeugende Interpretation Rortys als Tugendliberalen.
Malachowski, Alan. Hrsg. 2020. A companion to Rorty. Hoboken, NJ: Wiley-Blackwell. Die Aufsätze im Teil „Appropriations“ ergänzen die hier versammelten Beiträge zum Überblick über relevante Kontexte und Debatten hervorragend.
Müller, Martin. 2019. Richard Rorty und das kommunitarische Denken. In Handbuch Kommunitarismus, Hrsg. Walter Reese-Schäfer, 301–318. Wiesbaden: Springer VS; ein Abriss der bisher kaum thematisierten Beziehung von Rortys kommunitarischen Liberalismus zum Denken von MacIntyre, Sandel, Taylor und Walzer.
Rorty, Richard. 2000. Vier Formen des Schreibens von Philosophiegeschichte. In Wahrheit und Fortschritt. Übers. von Joachim Schulte, 355–394. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; einschlägig für Rortys philosophiegeschichtliches Methodenverständnis. Als „Liebhaber der Geistesgeschichte“ plädiert er für einen fortdauernden, leidenschaftlichen Wettkampf konkurrierender Geistesgeschichten.
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Müller, M. (2023). Einleitung zum Teil Kontexte und Debatten. In: Müller, M. (eds) Handbuch Richard Rorty. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16253-5_74
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