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Face to Screen

Eine techniksoziologische Betrachtung videographischer Forschungspraxis in bildschirmbasierten Situationen

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Handbuch Qualitative Videoanalyse

Zusammenfassung

In unserem Beitrag schlagen wir vor, videographische Datenerzeugung in bildschirmbasierten Situationen aus techniksoziologischer Sicht als auf Mensch, Maschine und Software different verteiltes Handeln zu betrachten. Wir diskutieren die analytischen Möglichkeiten dieser Perspektive anhand von videographischen Daten aus Skypesituationen in transstaatlichen Familien und Softwarearbeit in digitaler Postproduktion, welche je mit anderen Priorisierungen auf physische und informationelle Dimensionen der bildschirmbasierten Situationen zugreifen, um dem Forschungsgegenstand je gerecht zu werden. Ziel ist, durch die techniksoziologische Sichtbarmachung der heterogenen Gewichtungen im Zusammenspiel zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Instanzen in der Datenerzeugung, diese als gestaltbare Elemente der Forschung erkennbar zu machen.

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Notes

  1. 1.

    Die Herausforderungen stellen sich nicht nur entsprechend der Logik der untersuchten Situation, sondern auch entsprechend der methodologischen Perspektive, mit welcher man an sie herantritt. Die hier verfolgte ethnomethodologisch-konversationsanalytische Videonutzung impliziert eine Aufzeichnung der im Handlungsvollzug ablaufenden, ordnungsbildenden Prozesse sowie aller daran Beteiligten (vgl. Garfinkel 1967, S. 118).

  2. 2.

    Rammert (2006, S. 175) distanziert sich damit von einer ontologischen Zuweisung einer Handlungsträgerschaft von Objekten bzw. technischen Systemen, deren jeweilige Beteiligung er als empirische Frage ansieht.

  3. 3.

    Im Sinne der gewählten techniksoziologischen Perspektive sind Akteurstechniken konstitutiv für Alltagspraktiken in Akteurssituationen und werden nicht durch die Forscher_in in die Situationen hineingebracht. Gleichfalls entstehen Forschungssituationen durch Techniken zur Datenerzeugung. Akteurs- und Forschungssituation werden nur analytisch getrennt und verschränken sich jeweils in den empirischen Situationen.

  4. 4.

    Alle Familien- und Firmennamen werden in anonymisierter Form dargestellt.

  5. 5.

    Hier werden Kameraaufnahmen für Kino- und Fernsehproduktionen als Auftragsleistung digital bearbeitet. Nur eine der im Forschungsrahmen besuchten Firmen gestattete – unter Auflagen zur Anonymisierung des Bildschirms – die Anfertigung (audio-)visueller Aufzeichnungen, auf denen das urheberrechtlich geschützte Filmmaterial zu sehen ist.

  6. 6.

    Wir schöpfen hier nicht das volle kritische Potential der konzeptuellen Integration der Rammertschen Intraaktion aus, die unser Verständnis distinkter Situationen, die eröffnet und geschlossen werden, durch die – im Vergleich zu Interaktion und Interaktivität – potentiell beständigere Natur von Intraaktion auf Grundlage der Unabhängigkeit von menschlichen Körpern und Bedürfnissen (von z. B. Datenströme, Statik) herausfordert.

  7. 7.

    Vor den Forschungsaufenthalten hatte die Forscherin keine Informationen über die familiale Medienausstattung. Daher hatte sie neben Software auch Handkamera und Audiogerät dabei, um sich der Situation so weit es geht medial anpassen zu können.

  8. 8.

    Die Abb. 3, 6 und 9 orientieren sich an dem System der Feldpartitur (vgl. Moritz 2011). Es werden zwei Editiermodi verwendet: das „Framing“ (Moritz 2011, S. 59 f.) befindet sich in der ersten Zeile und zeigt aneinandergereihte Einzelbilder bzw. Screenshots der Videoaufzeichnung. Die darauffolgenden Zeilen bilden das „transcript“ (Moritz 2011, S. 65 f.) und notieren die gesprochene Sprache aller Teilnehmenden nach der GAT Konvention von Selting et al. (2009).

  9. 9.

    Vor der Skypesituation hatte die Familie der Forscherin mitgeteilt, dass der Computer, den sie üblicherweise nutzen, nicht funktioniert und nun mit dem Smartphone des älteren Sohnes geskypt werde.

  10. 10.

    Alles was innerhalb eines Bildschirms für die Situationsbeteiligten wahrnehmbar ist, wird als bildschirminterner Raum bezeichnet; darin verübte Handlungen als bildschirminterne Aktivitäten. Entsprechend werden Räume und Handlungenaußerhalb des Bildschirms als bildschirmextern identifiziert.

  11. 11.

    Die Zahlen in Klammern stehen für Gesprächspausen in Sekunden. Die Transkription richtet sich prinzipiell nach dem Basismodell nach Selting et al. (2009, S. 369 ff.), wird hier aber verkürzt abgebildet.

  12. 12.

    Eine Ausnahme bilden teilnehmende Beobachtungen, in denen die Forscherin körperlich näher an der Akteurssituation war, sodass sie auch im Wahrnehmungsraum des abwesenden Vaters für diesen ansprechbar wurde (vgl. Abschn. 2.3.1).

  13. 13.

    Die gebeugte Körperhaltung der Forscherin über der Kamera und ihr fokussierter Blick auf ihr Kameradisplay werden nur durch ergänzende Beobachtungsnotizen zugänglich.

  14. 14.

    Letzteres ist auch auf die Auflösung der gewählten Kamera zurückzuführen. Die Entscheidung für das eigene Smartphone als Aufzeichnungsinstrument ist im Kontext der unregulierten Omnipräzenz privater Geräte im Arbeitsalltag zu sehen. Es lässt auf Prozesse der „Entgrenzung“ zwischen Freizeit- und Arbeitspraktiken schließen, wie sie im Bezug zu weitergehenden Transformationsprozessen in zeitgenössischer Arbeitsorganisation besprochen werden (vgl. Roth-Ebner 2015, S. 68 ff.).

  15. 15.

    In der Basistranskription (vgl. Selting et al. 2009, S. 369 ff.) wird hier ergänzend zwischen drei Ebenen unterschieden: Sprachliche (grau hinterlegt), körperliche (unterstrichen) und auf dem Bildschirm abgebildete (kursiv) Aktivitäten verweisen durch Setzung und Anfangs- sowie Endklammern zeitlich aufeinander.

  16. 16.

    Es kann aber auch zu Verschiebungen zwischen Kameraperspektive und Situationsdefinition kommen, d. h. es sind ebenso Desintegrationen zwischen Akteurs- und Forschungssituationen nachvollziehbar.

  17. 17.

    Anlass für die – durchaus übliche – informelle, raumübergreifende Kommunikation ist einmal das lautstarke Fluchen eines Artists, ein anderes Mal im Raum laut ertönende Schlagermusik.

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Motowidlo, J., Trischler, R. (2018). Face to Screen. In: Moritz, C., Corsten, M. (eds) Handbuch Qualitative Videoanalyse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15894-1_16

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