Zusammenfassung
Von säkularisierter Transzendenz zu sprechen, ist absolut keine Selbstverständlichkeit und daher begründungsbedürftig. Der Transzendenzbegriff wird üblicherweise auf religiöse Glaubensinhalte bezogen. Nicht wenige Religionssoziologen oder Religionswissenschaftler definieren sogar mit dessen Hilfe den Religionsbegriff (vgl. z. B. Knoblauch 1999, S. 32; Luckmann 1996, S. 164f.; Pollack 2009, S. 65, 2012, S. 114ff.). Was also rechtfertigt es, von dieser sprachlichen Praxis abzuweichen und den Transzendenzbegriff auf eine Weise zu gebrauchen, die auch noch säkularisierte Vorstellungsgebilde einbegreift? Eine kurze, thesenhafte und insoweit vorläufige Antwort lautet: Die konventionelle Sprachpraxis leitet sich nicht aus einer tiefer gehenden analytischen Begriffsklärung ab, sondern bleibt ihrer partikularistischen Entstehungsgeschichte verhaftet. Darin war eine inhaltlich-religiöse Perspektive die selbstverständliche Grundlage.
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Franzmann, M. (2019). Autonomie und Bewährung im Kontext einer säkularisierten Transzendenz. In: Behrend, O., Zizek, B., Zizek, L. (eds) Autonomie und Bewährung. Rekonstruktive Sozialisationsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15809-5_7
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