Zusammenfassung
Flüchtlingsberatungsgespräche mit dem Vorzeichen wechselseitiger Fremdheit versehend, fragt die Studie danach, wie Kooperation trotz kultureller Differenz möglich ist. In einer kurzen Geschichte der interkulturellen Sozialen Arbeit in Deutschland zeigt der Text zunächst, wie der Begriff der interkulturellen Kompetenz als Allheilmittel für den Umgang mit kulturbedingten Verstehensproblemen zu einer Kernkategorie Sozialer Arbeit wurde. In den anschließenden hermeneutischen Einzelfallanalysen wird anhand videografierter Beratungsgespräche herausgearbeitet, dass das in der Fachliteratur exponierte Set interkultureller Kompetenzen – Ambiguitätstoleranz, Differenzsensibilität, Konfliktfähigkeit etc. – in der untersuchten sozialarbeiterischen Praxis nur eine geringe Rolle spielt. Günstige Bedingungen für die Herstellung von Kooperationsbeziehungen sind insbesondere dann gegeben, wenn die Fachkraft für Soziale Arbeit die Thematisierung von kulturell Fremdem vermeidet und stattdessen insbesondere durch nonverbale Zeichen eine Atmosphäre des Verstehensvertrauens schafft. Der Text endet mit der These, dass interkulturelle Kompetenz nicht nur, aber eben auch darin besteht, nicht interkulturell zu kommunizieren.
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Kurt, R. (2017). Vorsicht zerbrechlich !. In: Ghaderi, C., Eppenstein, T. (eds) Flüchtlinge. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15741-8_18
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