Skip to main content

Das Gesunde Unternehmen im Zeitgeist

  • Chapter
  • First Online:
Das Gesunde Unternehmen zwischen Utopie und Dystopie

Part of the book series: essentials ((ESSENT))

  • 9507 Accesses

Zusammenfassung

Das „Gesunde Unternehmen“ (Rudow 2004) ist als relativ junges Phänomen (vgl. Abschn. 3.3) im Ganzen der gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Zeit – und als deren Ausprägung – zu sehen. Eine besondere Rolle spielen dabei die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen im Bereich der Arbeitsorganisation und im Gesundheitsverständnis. Um die bewusst zugespitzt formulierte Frage „Das Gesunde Unternehmen: Utopie oder Dystopie?“ zu beantworten, werden die aktuellen Entwicklungen weitergedacht und auf die Zukunft projiziert.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

eBook
USD 17.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 17.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    In Deutschland verdoppelten sich diese von 4,38 auf 9,08 Mio. im Zeitraum von 2003 bis 2014 (vgl. DSSV 2016).

  2. 2.

    In Deutschland vervierfachte sich dieser von 2,1 auf 8,62 Mrd. EUR im Zeitraum von 2000 bis 2015 (vgl. BÖLW 2016).

  3. 3.

    Vgl. hierzu u. a. Klopotek und Scheiffele (2015).

  4. 4.

    Der in den 1990er Jahren geprägte Begriff der Spaßgesellschaft als zumeist pejorative Beschreibung eines als konsumorientiert, hedonistisch und politisch desinteressiert postulierten Lebensstils der New Economy wurde seitens der Wissenschaft überwiegend aus einer aversiven, kulturpessimistischen Position thematisiert. Vgl. hierzu beispielsweise Hahne (2007). Schluss mit lustig! Das Ende der Spaßgesellschaft.

  5. 5.

    Schulze (2005) greift dieses Verständnis auf und entwirft unter Einbezug weiterer Faktoren das kultursoziologische Bild der Erlebnisgesellschaft.

  6. 6.

    Unter anderem spielen die Humanisierung des Arbeitslebens, welche ab 1960 als Kritik an tayloristischer Arbeitsorganisation in der Arbeitswelt Einzug hält und mehr Autonomie und Partizipation der Arbeitenden fordert, sowie die Neuen Produktions- und Managementkonzepte der 1980er Jahre, welche mit einer zunehmenden Dezentralisierung von Arbeit einhergehen, eine Rolle für die hier angesprochene sukzessive Mentalitätsverschiebung. Ein historischer Abriss der Rationalisierung von Arbeit findet sich bei Kattwinkel und Petzi (2015).

  7. 7.

    Diese Entwicklung trifft nicht für alle Bereiche der Arbeit gleichermaßen zu und zeigt sich vor allem in den neuen Dienstleistungsberufen der Wissens- und Informationsgesellschaft, z. B. in Call-Centern.

  8. 8.

    Diese Tendenz wird seitens der Wissenschaft, insbesondere der Soziologie unter verschiedenen Schlagworten wie „Das unternehmerische Selbst“ (Bröckling 2013), „Arbeitskraftunternehmer“ (Pongratz und Voß 2003), „Der Ich-Unternehmer“ (Meschnig 2003), „Die Selbst-GmbH“ (Schmid 2003), etc. gefasst.

  9. 9.

    Vgl. zur indirekten Steuerung Fiehler und Sauer (o. J.).

  10. 10.

    Es stellt sich hier beispielsweise die Frage „ob der Erholungswert oder der gewonnene Spaß auch die investierte Lebenszeit rechtfertigen“ (Schmidt 2005, S. 146).

  11. 11.

    Wobei die Zunahme des Konsums vermeintlich gesundheitsförderlicher und/oder leistungssteigernder legaler wie illegaler Substanzen (Medikamente, Functional Food, Nahrungsergänzungsmittel, Drogen, etc.) zumindest in Richtung des Versuchs der Ausweitung der individuellen biologischen Grenzen weist (vgl. Kickbusch 2006, S. 17).

  12. 12.

    Beck (2003) wirft im Rahmen seiner „Risikogesellschaft“ einen kritischen Blick auf diese Entwicklungen. Der Fokus liegt dabei auf den damit einhergehenden mentalen Transformationen, die er, analog der von Bröckling (2012) postulierten Hegemonie des managerialen Denkens, als Expansion des medizinischen Denkens in allen gesellschaftlichen Bereichen beschreibt, und an einen kontinuierlich expandierenden Markt für Medizin- und Gesundheitsprodukte koppelt.

  13. 13.

    Der englischsprachige Diskurs behandelt die hier unter dem Konzept der „Gesundheitsgesellschaft“ gefasst Thematik unter dem Schlagwort „healthism“, welcher als Kritik einer gesundheitszentrierten Lebensweise gedacht wird. Vgl. hierzu beispielsweise Henderson et al. (2009), Roberts (2014) sowie Roberts und Leonard (2016). Hähner-Rombach (2014) spricht in diesem Kontext vom „Gesundheitsdiktat“.

  14. 14.

    Paradoxerweise sind weder die gesundheitsförderlichen Wirkungen vieler der unter diesem Label angebotenen Produkte nachgewiesen noch die Langzeitwirkungen untersucht worden. Der Konsum von Lifestyle-Drogen, zu denen auch Anti-Depressiva zählen, und illegaler Drogen zur Steigerung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit spiegelt die gesteigerte Bedeutung, die psychische Gesundheit im gesellschaftlichen Diskurs spielt, wie auch die gestiegenen Leistungsanforderungen.

  15. 15.

    Kickbusch (2006, S. 32 f.) weist darauf hin, dass vor allem das medizinische 20. Jahrhundert Gesundheit als medizinisch definierte Norm verstanden hat und zur sozialen Ausschließungskategorie hat werden lassen. Im totalitären System des Nationalsozialismus führte dieses Denken zur massenhaften Ermordung derjenigen Menschen die nicht dieser konstruierten Norm entsprachen.

  16. 16.

    Unter der Perspektive der Machbarkeit von Gesundheit lässt sich diese an Kompetenzen wie Durchhaltevermögen, die Fähigkeit zur Selbstmotivation, einen ausgeprägten Leistungssinn, Selbstachtung, etc. knüpfen. Zu den modernisierten Kardinaltugenden vgl. Nida-Rümelin (2015, S. 179 ff.).

  17. 17.

    Vgl. hierzu beispielsweise Roberts (2014) sowie Roberts und Leonard (2016).

  18. 18.

    Die unterschiedlichen nationalen Gesetzeslagen werden im Rahmen dieses Werkes nicht erörtert. Da es den Autoren um das Aufzeigen kritisch zu betrachtender Tendenzen im Rahmen des neuen Gesundheitsverständnisses und der zunehmenden Verankerung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement im Gesunden Unternehmen geht, ist dieser Schritt für die Argumentation irrelevant. Interessant ist dennoch, dass das Allgemeine Gleichstellunggesetz, „das der Umsetzung verschiedener europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien dient, […] das Merkmal der „chronischen oder häufigen Krankheit“ als eigenständiges Diskriminierungsmerkmal nicht vor[sieht]“ (Deutscher Bundestag 2015, S. 7).

  19. 19.

    Es sei in diesem Zusammenhang erneut auf den prognostischen Charakter dieser Überlegungen hingewiesen: die Gefahr dieser Entwicklung besteht, gleichsam dem Potential des Betrieblichen Gesundheitsmanagements das Individuum in der Pflege eines adäquaten Lebensstils wie auch dem Umgang mit den neuen Belastungen flexibilisierter Arbeit zu unterstützen, ohne zu bevormunden oder zu diskriminieren. Welche Richtung die Entwicklung nimmt, ist abhängig von vielfältigen Faktoren und lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschätzen.

  20. 20.

    Die neuen Ansprüche der Beschäftigten an Arbeit wie die neuen Anforderungen der Arbeit an Beschäftigte werden ausführlich von Kattwinkel und Petzi (2015, S. 858 ff.) behandelt. Vgl. außerdem Kastner (2004, S. 8 ff.).

  21. 21.

    Es sei darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine selektive Auflistung neuer Belastungen handelt. Die Pluralität der Arbeitsverhältnisse und der teils prognostische Charakter der Belastungsszenarien machen eine erschöpfende Darstellung unmöglich. Darüber hinaus wurden die skizzierten Belastungen abstrahiert und gelten selbstverständlich nicht für jeden Bereich und jedes Arbeitsverhältnis gleichermaßen. Eine differenzierte Darstellung findet sich bei Kastner (2004, S. 8 ff.).

  22. 22.

    Als „Marktortprinzip“ bezeichnet man den Grundsatz, dass jeweils die rechtlichen Vorgaben des Landes gelten, in dem der Verkäufer bzw. Anbieter auftritt.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Moritz Petzi .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Petzi, M., Kattwinkel, S. (2016). Das Gesunde Unternehmen im Zeitgeist. In: Das Gesunde Unternehmen zwischen Utopie und Dystopie. essentials. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15146-1_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-15146-1_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-15145-4

  • Online ISBN: 978-3-658-15146-1

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics