Zusammenfassung
Der Beitrag zeigt zunächst auf, dass der in verschiedenen quantitativen Studien unterschiedlich definierte Begriff des ‚Migrationshintergrunds‘ (für Metastudien) eine kaum legitimierbare Variationsbreite aufweist. Er untersucht, was es entgegen der faktische Daten heißt, wenn Kinder der ersten bis zweiten Klassenstufe danach gefragt werden, wie sie sich in Bezug auf ihre (familiäre) Migrationsgeschichte selbst positionieren. Er plädiert in einem letzten Schritt dafür, sich auf eine einheitliche Definition des Begriffs ‚Migrationshintergrund‘ zu einigen und, wenn möglich, das natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeitsgefühl der Befragten in Untersuchungen mit zu berücksichtigen und zum Ausgangspunkt weiterer Analysen zu machen.
Der Beitrag ist eine auf die migrationsspezifische Selbstpositionierung von Grundschüler/innen fokussierte Fassung ausgewählter Teile meiner Dissertationsschrift (Leser 2017). In der Arbeit ging ich der Frage nach, wie Kinder mit ‚Migrationshintergrund‘ die Grundschule aus der in ihre Alltagswelt eingebundenen Sicht beschreiben. Im Zentrum der Studie stehen die Varianten der Wahrnehmung von Heterogenität aus der Perspektive der Kinder als Schüler_innen. Dabei wurde im partizipativen Verfahren mit den Lehrkräften in zwei sich vom Einzugsgebiet her zum Kontrast anbietenden Berliner Grundschulklassen je ein Fotobuch-Projekt zum Thema ‚Meine Welt und meine Schule‘ durchgeführt, soziale Netzwerke der Kinder (Freundschafts-, Hilfs- und Abneigungsnetzwerke) erhoben, die Deutungs- und Handlungsmuster von Alltag und Schule erfragt und mit den Angaben der Lehrkräfte sowie der Eltern der Kinder in Beziehung gesetzt.
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