Zusammenfassung
In öffentlichen und politischen, aber auch in fachwissenschaftlichen Diskursen wird den Prozessen der Initiierung von Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen eine hohe Relevanz bezüglich der Abfederung von gesellschaftlichen, auch herkunftsbedingten sozialen Ungleichheiten zugeschrieben. In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, in welcher Form die Pädagog_innen in Kindertageseinrichtungen, die vornehmlich auf eine Qualifizierung zur Erzieherin respektive zum Erzieher zurückblicken, in ihrer fachschulischen Ausbildung über die dort herangezogenen Lehr- und Lernliteratur Möglichkeiten erhalten, sich mit Fragen der sozialen Ungleichheiten auseinander zu setzen. Aufgrund der Analyse der gängigen Unterrichtspublikationen kommen die Autor_innen zu dem Befund, dass das in den Lehr- und Lernmaterialien präsentierte Wissen die Schüler_innen nicht durchgehend und umfassend motivieren kann, sich reflexiv und damit professionell mit sozialen Ungleichheiten und beispielsweise dem Thema Armut auseinander zu setzen.
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Diese Überlegung schließt implizit an die empirisch generierte Erkenntnis an, dass die Idee der jüngeren Kindheitsforschung, Kindheit als eigenständige Lebensphase zu verstehen und Kinder als autonome Akteure des Aufwachsens zu adressieren, im Kern den romantischen Kindheitsmythos der Pädagogik des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts revitalisiert (vgl. Baader 2004).
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Thole, W., Milbradt, B., Simon, S. (2017). Eintrübungen sozialer Wirklichkeit. In: Baader, M., Freytag, T. (eds) Bildung und Ungleichheit in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_14
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