Zusammenfassung
Seit dem Erscheinen von August Bebels „Die Frau und der Sozialismus“ wurde dieses Kult- und Kurs-Buch des großen Sozialisten als eine seriöse Utopie gedeutet. Neuere analytisch unterlegte Untersuchungen über die Geschichte der Arbeit und der Arbeiter, ob Mann oder Frau, verknüpft mit älteren, fast vergessenen Forschungsergebnissen, lassen eine andere Deutung möglich erscheinen. Bebels Buch mag in seiner Form utopisch sein, aber die Absicht des Autors war eine andere: Er wollte seine Wirklichkeit in die Zukunft projektieren. Insofern hatte sein Buch, und so auch von ihm beabsichtigt, eine pädagogische Intention: die Massen des Proletariats von der real vorgegebenen Möglichkeit einer sozialistischen Gesellschaft zu überzeugen. Aus dieser Perspektive lässt sich die unermüdliche Erzählung der Geschichtsschreibung über den Sozialismus und seine angeblichen Ursprungsdefizite – Spannung zwischen revolutionärer Zukunftsperspektive und reformorientierter Gegenwartspraxis – ‚dialektisch‘ aufheben. Bis in die Gegenwart hinein könnte ein wissenschaftlicher Gesellschaftsentwurf in den Traditionsströmen des Sozialismus in Europa Neues im Alten lebendig machen.
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Literatur
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Grebing, H. (2017). Die deutsche Arbeiterbewegung brauchte keine Utopien. In: Amberger, A., Möbius, T. (eds) Auf Utopias Spuren. Technikzukünfte, Wissenschaft und Gesellschaft / Futures of Technology, Science and Society. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14045-8_13
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