Zusammenfassung
Die Vorstellung, dass Sozialisation in der Kindheit beginnt und dass man der Entwicklung des Kindes besondere Aufmerksamkeit schenken muss, zieht sich durch die allermeisten Theorien zur Sozialisation. Erstens jedoch ist diese Aufmerksamkeit nicht dem Interesse am Kind geschuldet, sondern dem Interesse an der Regelung der Kindheit zum Zwecke der Herbeiführung und Durchsetzung einer sozialen Ordnung. Und zweitens wird in den wenigsten Sozialisationstheorien gefragt, wie das Kind selbst zum Ordnen der Verhältnisse beiträgt. Das sind in Kürze die beiden Thesen, mit denen die Schweizer Soziologin Doris Bühler-Niederberger (*1950) das Sozialisationsparadigma attackiert – und am Ende unter neuen Perspektiven rehabilitiert.
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Notes
- 1.
„Ordnung“ wird hier nicht als Strukturbegriff, sondern im Sinne einer Tätigkeit oder eines Prozesses verstanden, weshalb Bühler-Niederberger später auch meist den Begriff des „Ordnens“ verwendet. (vgl. 2011, S. 201).
- 2.
In der amerikanischen Soziologie, z. B. bei Goffman (s. oben Kap. 10), steht der Begriff „part“ auch für die „Rolle“.
Literatur
Bourdieu, Pierre (2000): Habitus, Herrschaft und Freiheit. In: Bourdieu (2001): Wie die Kultur zum Bauern kommt: Schriften zu Politik & Kultur 4. Hamburg: VSA-Verlag
Bühler-Niederberger, Doris (2004): Soziologie der Kindheit – Gegenstand und Perspektive. (http://www.soziologie.de/index.php?id=98)
– (2005a): Kindheit und die Ordnung der Verhältnisse. Von der gesellschaftlichen Macht der Unschuld und dem kreativen Individuum. Weinheim und München: Juventa
– (2005b): Generationale Ordnung und „moralische Unternehmen“. In: Hengst u. Zeiher (Hrsg.) (2005): Kindheit soziologisch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
– (2011): Lebensphase Kindheit. Weinheim und München: Juventa
Bühler-Niederberger, Doris; König, Alexandra (2011): Childhood as a resource and laboratory for the self-project. In: Childhood, 18, p. 180–195
Bühler-Niederberger, Doris; Türkyilmaz, Aytüre (2014): Sozialisation als generationales Orden. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 34, 339–354
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König, Alexandra (2007): Kleider schaffen Ordnung. Regeln und Mythen jugendlicher Selbst-Präsentation. Konstanz: UVK
König, Alexandra; Böttner, Miriam (2015). Doing pupil nach Schulschluss – Videografie an einer Kinderuniversität [89 Absätze]. In: Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 16(2), Art. 6 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs150263).
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Abels, H., König, A. (2016). Bühler-Niederberger: Generationales Ordnen. In: Sozialisation. Studientexte zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13229-3_26
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