Abstract
Seit Ende der 1990er Jahre verzeichnet Deutschland einen Anstieg der Armutsrisikoquote. Bezogen auf alle Einwohner der Bundesrepublik dürfte sich diese deutlich von 10 auf 15–16 Prozent erhöht haben (vgl. Deckl 2013).
Anders als erwartet, blieb diese Quote auch nach der Wende am deutschen Arbeitsmarkt 2005 mehr oder weniger konstant – trotz eines deutlichen Anstiegs sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung (Grabka und Goebel 2013). Reicht also ein Anstieg der Arbeitseinkommen, vornehmlich im unteren Einkommensbereich, nicht mehr aus, um diese Risikoquote zu senken? Oder liegt die Ursache erhöhter Armutsrisikoquoten gar nicht in den Arbeitseinkommen, sondern vielmehr in ungünstigen demografischen Entwicklungen, wie etwa der größeren Zahl von Einpersonenhaushalten? Oder überlagern sich teilweise gegenläufige Prozesse, die alleinstehend die Quote „eigentlich“senken oder erhöhen würden, sodass es seit 2005 trotz erheblich gesunkener Arbeitslosigkeit scheinbar keine spürbaren Änderungen gibt?
Diesen und weitergehenden Fragen zur detaillierten Zurechnung der Ursachen für die Änderungen von Armutsrisikoquoten in Deutschland wollen wir uns daher in den folgenden Ausführungen zuwenden.
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