Zusammenfassung
Die Stadtstraße wird selten als Infrastruktur gewertet, zu lange schon scheint sie ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags zu sein. Ein historischer Rückblick auf die Veränderungen seit dem 19. Jahrhundert offenbart jedoch eine fundamentale Verdichtung ihrer Funktionen, die eine entsprechende psychosoziale Zurichtung ihrer Nutzerinnen und Nutzer erforderte. Verkehrsverhalten und Verkehrserziehung entwickelten sich im 20. Jahrhundert zu exemplarischen Arenen des „staatsbürgerlichen“ Miteinanders. Der Beitrag versteht sich als Anregung zu weiteren historischen Forschungen, in deren Zentrum die räumlichen und technischen Veränderungen einer Infrastruktur stehen, die effektiv und gefahrlos zu nutzen von allen Beteiligten ein hohes Maß an Disziplinierung erfordert.
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van Laak, D. (2017). Vom Lebensraum zum Leitungsweg. Die Stadtstraße als soziale Arena. In: Flitner, M., Lossau, J., Müller, AL. (eds) Infrastrukturen der Stadt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10424-5_8
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