Zusammenfassung
Der Artikel skizziert kurz die Herausbildung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung in der bürgerlichen Kleinfamilie mit der ihr typischen Trennung von produktiver Arbeitssphäre und reproduktivem Zuhause, um anschließend vor allem deren Veränderung im neoliberalen Kapitalismus zu analysieren. Diese Veränderungen beinhalten das Ende des patriarchalen Alleinverdienermodells und die – unter anderem – sexuelle und geschlechtliche Diversifizierung von Arbeitsprofilen, die nun auch vermehrt Frauen und offen schwul, lesbisch oder trans* lebenden Menschen Karrieremöglichkeiten eröffnen. Dies führt zu einer neuen Kultur der selbstverantworteten Gestaltbarkeit von Arbeit und Leben, deren Versprechen aber aufgrund unterschiedlich verteilter Handlungsmacht nicht von allen geschlechtlichen und sexuellen Lebensweisen gleichermaßen eingelöst werden können. Der Artikel behandelt abschließend, wie die normative Disziplinierung und Ausbeutung sexueller und geschlechtlicher Differenzen im konkreten Arbeitsalltag untersucht werden kann.
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2002 zum ‚Unwort des Jahres‘ gekürt, trat das unter dieser Bezeichnung eingeführte sozialpolitische Instrument mit dem sogenannten ‚Hartz-II‘-Gesetz am 1.1.2003 in Kraft.
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Diese Auseinandersetzung prägte schon den sogenannten „Tuntenstreit“ innerhalb der bundesdeutschen Schwulenbewegung (Tuntenstreit 1975).
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Woltersdorff, V. (2015). Normalitätsregime von Geschlecht und Sexualität im Kontext von Arbeit. In: Micus-Loos, C., Plößer, M. (eds) Des eigenen Glückes Schmied_in!?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09133-0_4
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