Zusammenfassung
Dieses Handbuch soll einen möglichst breiten Überblick, gleichzeitig aber auch einen fundierten Einblick in die Methoden der empirischen Organisationsforschung geben. Die empirische Organisationsforschung gehört zu den wenigen sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsfeldern, in denen ein methodenpluraler Zugriff seit Jahrzehnten fest etabliert ist. Ein Grund für dieses selbstverständliche Nebeneinander von am Einzelfall orientierten und verstehenden Methoden und solcher, die auf der Grundlage größerer Stichproben zu (kausalen) Erklärungen kommen wollen, ist zu einem Großteil dem Forschungsgegenstand selbst geschuldet. Besteht doch eine der zentralen Einsichten darin, dass Organisationen aufgrund ihrer unterschiedlichen Zwecke, Umwelten und Abhängigkeiten erheblich in ihren Strukturen und Prozessen variieren. Qualitative Forschungsmethoden sind geeignet, diese jeweiligen Besonderheiten zu identifizieren, zu beschreiben sowie Zusammenhänge aufzudecken und zu verstehen. Zugleich weisen Organisationen aber auch Strukturmuster auf, die innerhalb und auch über einzelne organisationale Felder hinweg ähnlich sind. Diese Gemeinsamkeiten und Regelmäßigkeiten bilden die Grundlage für die Anwendung quantitativer Methoden, denn nur darüber lassen sich Aussagen formulieren, die einer kausalen Erklärung entsprechen können. Welcher methodische Zugriff gewählt wird, ist dann letztlich abhängig von der jeweils zu beantwortenden Forschungsfrage. Genau dieser Grundregel empirischer Forschung folgt dieses Handbuch. Es bietet einen Einblick in nicht-standardisierte, qualitative und standardisierte, quantitative Forschungsmethoden in der Organisationsforschung. Im Vergleich zu der auf Individual- und Haushaltsbefragungen spezialisierten empirischen Sozialforschung steht die empirische Organisationsforschung vor einigen spezifischen Herausforderungen, die sich etwa auf die Auswahl der Untersuchungseinheiten, den Feldzugang und die Datenerhebung beziehen. Dieses Handbuch möchte dem insofern Rechnung tragen, indem es nicht nur in allgemeiner Form verschiedene Methoden vorstellt und beschreibt, sondern auch die aus dem Organisationsbezug folgenden Herausforderungen benennt und Lösungen aus der Forschungspraxis aufzeigt. Es werden deshalb neben Fragen des Datenzugangs und der -erhebung auch Fragen der Datenarchivierung und -aufbereitung, der Sekundärnutzung von Organisationsdaten aber auch der spezifischen Herausforderungen einzelner Organisationstypen wie z. B. Schulen, Krankenhäusern oder dem Militär thematisiert. Damit leistet das Handbuch zugleich einen wichtigen Beitrag zur weiteren methodischen Fundierung der empirischen Organisationsforschung und der Ausarbeitung entsprechender methodischer Standards, wie sie in der Surveyforschung seit längerem etabliert sind.
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Liebig, S., Matiaske, W., Rosenbohm, S. (2017). Methoden der empirischen Organisationsforschung: Ein integrativer Zugang. In: Liebig, S., Matiaske, W., Rosenbohm, S. (eds) Handbuch Empirische Organisationsforschung. Springer Reference Wirtschaft . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08493-6_1
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