Zusammenfassung
Manfred Faßler schlägt in seinem Beitrag Mediales Selbst. Bildung fürs Ungewisse eine anthropologische Sicht auf Lernen, Denken, Wissen und Vermittlung vor, die beim Konzept des „medialen Selbst“ ansetzt. Damit bezeichnet er das Programm indirekter Handlungsregeln, das über ca. 10.000 Jahre aus den menschlichen Techniken der Selbstdistanzierung, -beobachtung, und des Selbstverstehens entstanden ist – „die Intelligenz geschickter Unterscheidung“. Dieses Programm funktioniert im Rahmen einer sich historisch wandelnden Koexistenz von Körper, Abstraktions- und Dingprogrammen, Medienprogrammen und Menschen, die darin klar kommen müssen. Das führt zu ständigen Veränderungen von Wissen, Umwelt, Körperbau und Denkweisen. Vor dem Hintergrund eines medien-strukturellen Aufbaus des Denkens – der „Zusammensetzungen des Medialen“ – folgt Faßler der Frage, wie sich Bildung angesichts „selbstverschuldeter Intelligenz“, globaler Vernetzung und informationeller Mündigkeit heute formulieren lässt. Bildung kann demnach nicht mehr reformuliert werden als „kultureller Lektürekurs“ oder „kanonisierte Bücher-Wurfsendung“, sondern muss „Zusammenhangsdenken und verantwortbares Zusammenhangshandeln“ meinen. Das heißt, Bildung muss Menschen dazu zu befähigen, ein „unterscheidungs- und anpassungsfähiges mediales Selbst entwickeln und nutzen zu können.“
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Faßler, M. (2015). Mediales Selbst. Bildung fürs Ungewisse. In: Jörissen, B., Meyer, T. (eds) Subjekt Medium Bildung. Medienbildung und Gesellschaft, vol 28. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06171-5_1
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