Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert zentrale Entwicklungen, Strukturen und Mechanismen der Forschungspolitik der Europäischen Union (EU). Dieses Politikfeld wurde im Hinblick auf seine Themen, Programme und Budgets seit Mitte der 1980er-Jahre massiv erweitert, doch zugleich scheint es seinem eigenen politischen Integrationserfolg zum Opfer zu fallen: Es sind die primär ökonomischen Ziele und die begrenzte Legitimation nationaler und transnationaler Koordinierung, die der EU-Forschungs- und Technologiepolitik (F&T) weitere Integrationsschritte untersagen. So entsteht der Eindruck, dass F&T-Förderung aus Brüssel ausgerechnet allen möglichen, nicht aber wissenschaftlichen Zwecken zu genügen hat.
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Notes
- 1.
Das Rahmenprogramm ist eine EU-Richtlinie, deren genaue Bezeichnung seit den 1980er-Jahren mehrfach geändert wurde. Verwendet wird daher die vereinfachte Schreibweise des Forschungsrahmenprogramms.
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In Anbetracht der weitläufigen Zuständigkeiten für derzeit 28 Staaten kann die Kommission als äußerst schlanke Verwaltung bezeichnet werden, auch wenn einem die Anzahl der Beschäftigten (23.500) zunächst hoch erscheint. Zum Vergleich: bereits die Verwaltung der Stadt Köln beschäftigt rund 17.000 Mitarbeiter. Informationen über das Personal der Kommission finden sich unter http://ec.europa.eu/civil_service/about/figures/index_de.htm. Zugegriffen am 10.01.2016.
- 3.
Ungeschlagen auf Platz eins steht der Übersetzungsdienst der Kommission mit über 2.700 Beschäftigten, gefolgt von der Gemeinsamen Forschungsstelle (1.797 Mitarbeiter) und der Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (1.026 Mitarbeiter).
- 4.
Ursprünglich in der Nuklear- und Strahlenschutzforschung, unter dem Euratom-Gemeinschaftsvertrag gegründet, kann die Gemeinsame Forschungsstelle am ehesten als Ressortforschungseinrichtung der EU-Kommission angesehen werden. Sie ist auf sechs Standorte verteilt und liefert wissenschaftlich-technische Dienstleistungen, v. a. in den Bereichen Gesundheits- und Umweltschutz.
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Ein Policy-Entrepreneur schafft es selbst innerhalb fester institutioneller Arrangements und dort, wo Erwartungen sich stabilisiert haben, eigenmächtig Impulse für Veränderungen zu geben (Garud et al. 2007).
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Betont werden sollte, dass diese Kritik ebenso für nationalstaatliche Kontexte angebracht werden könnte.
- 7.
Gérard Darmon (1997) schreibt, dass die ESF als transnationale Unternehmung bereits mit ihrer Entstehung unter den Abschottungsstrategien nationaler F&E-Politik litt: denn die Bereitschaft westeuropäischer Entscheidungsträger, während der Ölkrisen von 1973 und 1979 und der anhaltenden Stagflationsphase freie Grundlagenforschung miteinander zu fördern, war in diesem Jahrzehnt nur minimal vorhanden.
- 8.
Die oftmals oberflächlich gewählten Formulierungen der Eurokrise und der Eurosklerose sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in den 1970er-Jahren wichtige Integrationsfortschritte gezeitigt wurden. Hierunter zählen unter anderem Urteile des Europäischen Gerichtshofes zur Stärkung der innereuropäischen Warenverkehrsfreiheit, die Einrichtung des Europäischen Parlamentes durch dessen erste Direktwahl von 1979 (vorbereitet durch den Direktwahlakt von 1976) sowie die Implementierung eines Europäischen Rates von 1974.
- 9.
Die Debatte in Europa um die erste Technologische Lücke fand ihren Zenit in den 1960er-Jahren (Servan-Schreiber 1968), insofern die Sorge geäußert wurde, europäisch produzierte Technologien würden gegenüber US-amerikanischen nicht wettbewerbsfähig sein. Aber auch in den USA entbrannte nach der Demütigung durch den Sputnik-Schock von 1957 die Diskussion um eine die Gesellschaft lähmende Mittelmäßigkeit (Peter 2015).
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Während für das fünfte FRP (1998–2002) noch 15 Mrd. € und das sechste FRP (2002–2006) knapp 18 Mrd. € investiert wurden, konnte das folgende siebente FRP mit über 50 Mrd. € ausgestattet werden.
- 11.
Siehe den Beschluss über das siebente FRP. http://www.kowi.de/Portaldata/2/Resources/fp7/fp7-fp_de.pdf. Zugegriffen am 30.11.2015.
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Flink, T. (2016). EU-Forschungspolitik – von der Industrieförderung zu einer pan-europäischen Wissenschaftspolitik?. In: Simon, D., Knie, A., Hornbostel, S., Zimmermann, K. (eds) Handbuch Wissenschaftspolitik. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05455-7_6
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