Zusammenfassung
Erst seit der industriell-fossilen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts steigt die wirtschaftliche Wachstumsrate auf durchschnittlich 2,2 Prozent pro Jahr und Kopf in realen Größen. Aber die Lebensrhythmen der Menschen in den Industrieländern werden erst im 20. Jahrhundert durch die Hektik des „time is money“ bestimmt, auch wenn dieses Wort von Benjamin Franklin bereits aus dem Jahr 1748 stammt. Daher kommt eine „Wachstumsmanie“ auch erst im 20. Jahrhundert im Laufe des Systemwettbewerbs im „Kalten Krieg“ auf. Die Verkehrssysteme werden ein wichtiger Bestandteil jener Infrastruktur, die die Beschleunigung aller Prozesse und daher die Steigerung der Wachstumsraten ermöglicht. Allerdings machen sich immer stärker Grenzen des Wachstums bemerkbar: die Endlichkeit der Ressourcen, aus denen die fossilen Treibstoffe gewonnen werden, die Klimafolgen des Kraftstoffverbrauchs, aber auch die Begrenztheit verfügbarer Flächen, so dass die Fahrzeuge des Individualverkehrs immer deutlicher die Eigenschaften „positioneller Güter“ erlangen. Sie können nicht mehr von allen gleichzeitig genutzt werden, ohne das (Auto)mobil in ein Immobil zu verwandeln. Durch Verkehr werden Territorien erschlossen. Diese sind aber keine „ewige“ Gegebenheit, sie verändern sich im Zuge von Verdichtung und Ausdünnung, von Entstehen und Verschwinden von Ballungsgebieten, von Industrialisierung und Deindustrialisierung, aber auch im Zuge der sozialen und altersmäßigen Veränderung einer Wohnbevölkerung. Die Verkehrssysteme müssen sich diesem qualitativen Wandel im Zuge des quantitativen Wachstums anpassen.
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Altvater, E. (2016). Verkehrtes Wachstum: Zur Verkehrsentwicklung im Rahmen der kapitalistischen Verwertungslogik. In: Schwedes, O., Canzler, W., Knie, A. (eds) Handbuch Verkehrspolitik. Springer NachschlageWissen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04693-4_35
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