Zusammenfassung
Im Bereich des Online-Sportwettens zeichnet sich ein vergleichbares Phänomen wie beim Online-Poker ab. Mediatisierung wird reflexiv, wird nicht mehr allein als Treiber, sondern zunehmend als Risiko für die Diffusion dieser Variante des mediatisierten Glücksspiels begriffen. Allerdings nimmt reflexive Mediatisierung beim Sportwetten eine vom Poker zu unterscheidende Form an.
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Notes
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Privatheit ist allerdings nicht mit Anonymität gleichzusetzen. Während im stationären Wettgeschäft die Abwicklung von Wetten bei privaten Anbietern in der Regel ohne die Offenlegung persönlicher Daten des Wetters vonstattengeht, ist das im Internet nicht möglich.
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Allerdings fallen auf den Wettmärkten einzelne Länder wie etwa Frankreich und Italien durch eine medientechnologisch gestützte Abschottung auf. So können etwa nicht in diesen Ländern gemeldete Personen weder das dortige internetbasierte Wettangebot nutzen, noch ist es ihnen möglich, bei einem Aufenthalt in diesen Ländern von dort aus auf die Wettkonten bei ihren heimischen Plattformen zuzugreifen. Allerdings ist davon auszugehen, dass es für technisch versierte Akteure Möglichkeiten zur Umgehung dieser Grenzziehungen gibt.
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Durch die Vergabe von halben Punkten oder Toren ist es dabei möglich, einen unentschiedenen Spielausgang rein rechnerisch auszuschließen.
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SBOBet bietet seit einigen Jahren seine Dienste in Europa mit einer Lizenz von der Isle of Man an. Die Wettplattform des Unternehmens ist allerdings über deutsche IP-Adressen nicht zu erreichen.
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Seit 2008 ist es bei ODDSET nicht mehr möglich, anonym zu wetten. Jeder Wettinteressierte benötigt eine personalisierte Kundenkarte. In Kombination mit einem im Vergleich zu qua Internet agierenden Anbietern geringen Wettangebot und ungünstigeren Wettquoten hat diese Maßnahme zu einem Einbruch bei den Umsätzen von ODDSET geführt.
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Sportstatistiken werden nicht nur an Medienunternehmen verkauft, sondern auch an Sportwetten-Anbieter, die auf Basis dieser Informationen ihr Wettprogramm entwickeln.
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Latent ist hier nicht im Sinne von „latenten Funktionen“ eines Handelns (Merton 1949) gemeint, sondern im Sinne bislang (noch) nicht allgemein erkannter Folgen.
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Es handelt sich gewissermaßen um (handlungstheoretisch verstandene) Nebenfolgen der Nebenfolgen. Zu einer eher gesellschaftstheoretischen Sicht darauf vgl. Böschen et al. (2006).
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Vgl. dazu die Aussagen des Deutschland-Chefs des Sportwetten-Anbieters bwin, Jörg Wacker, vom Februar 2013: „Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag werden die Weichen in Deutschland in die falsche Richtung gestellt: Die Zahl der Sportwettlizenzen soll auf 20 begrenzt werden und für die lizenzierten Online-Anbieter gibt es weitreichende Einschränkungen. Damit sind ihre Angebote nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber Schwarzmarktanbietern. Viele Kunden werden sich daher den vermeintlich attraktiveren Schwarzmarktangeboten zuwenden“ (http://www.jp4sport.biz/archive/4098/jorg-wacker-wettskandal-schadigt-massiv-das-image-und-vertrauen/).
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Ben Paterson ist „Integrity Manager“ bei Sportsradar.
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Emine Bozkurt ist EU-Abgeordnete und Mitglied des Sonderausschuss gegen organisiertes Verbrechen, Korruption und Geldwäsche.
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In der von Stig Hjarvard (2008) vorgeschlagenen Terminologie könnte man auch von einer „indirekten Mediatisierung“ des Sports durch die „direkte Mediatisierung“ von Sportwetten sprechen.
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Möll, G., Hitzler, R. (2014). Falsches Spiel mit dem Sport. Zur Mediatisierung von Sportwetten und ihren nicht-intendierten Nebenfolgen. In: Grenz, T., Möll, G. (eds) Unter Mediatisierungsdruck. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03664-5_8
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