Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit dem universalhistorischen Umstand, dass Menschen sich beobachten, andere beobachten und von anderen beobachtet werden, und fragt nach den Folgen, die sich mit der zugenommenen Verbreitung als auch Normalisierung aktueller „Visualisierungstechnologien“ andeuten. Menschen gewöhnen sich zunehmend an die ständige staatliche und privatwirtschaftliche Überwachung (und an die damit implizierte Kontrolle) und akzeptieren diese im Kontext einer gestiegenen Gefährdungswahrnehmung. Und zugleich knüpfen sie ihre Selbstwahrnehmung, ihr Selbstwertgefühl, ja ihr Selbstverständnis schlechthin in einem kulturell neuen Ausmaß an das (vermeinte) Gelingen ihrer (visualisierungstechnisch gestützten) Selbst-Präsentation.
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„Stand ehedem der einsame Beobachter im Zentrum, in einem dunklen Turm, um sich in die um ihn ausgerollten Vielheiten vertiefen zu können, reflektieren jetzt die verteilten Blicke zurück auf das erleuchtete Zentrum: Das Subjekt im Mittelpunkt erblindet und weiß sich zum Objekt einer Blickvielheit gemacht. Eine einfache Umgruppierung der Elemente, eine Inversion des Blicks machen aus dem Panopticon/Panorama ein Zentrorama, einen geschauten Mittelpunkt. (…). Die ‚beobachtete Einsamkeit‘ der Vielen im panoptisch organisierten Gefängnis oder in der Klinik weicht im Zentrorama einer panoptischen Beobachtung, Aufzeichnung und Totalisierung des Einzelnen. (…) Der minutiöse Blick der panoptischen Inversion (…) überhöht das Individuum, an dem jede Einzelheit Auskunft geben kann über seine Eigenart“. (Schmidt 2003)
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Hitzler, R. (2014). Leben im elektronischen Panoptikum. In: Grenz, T., Möll, G. (eds) Unter Mediatisierungsdruck. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03664-5_10
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