Zusammenfassung
Benötigt ein Unternehmen nach einem Börsengang (IPO) weiteres Eigenkapital, führt es eine Kapitalerhöhung durch. Im Zuge der Kapitalerhöhung werden neue Aktien angeboten. Das deutsche Aktienrecht bestimmt zum Schutz der bestehenden Aktionäre vor Verwässerung ihrer Beteiligungs- und Stimmrechtsquoten sowie des wirtschaftlichen Werts ihrer Beteiligung, dass neue Aktien grundsätzlich zunächst anteilig den bestehenden Aktionären angeboten werden müssen (§ 186 Abs. 1 AktG). Den bestehenden Aktionären stehen also von Gesetzes wegen so genannte Bezugsrechte zu, die sie durch eine einseitige, empfangsbedürftige, grundsätzlich formlose Bezugserklärung ausüben können. Das Bezugsrecht, das mit dem Wirksamwerden des Kapitalerhöhungsbeschlusses konkret entsteht und zu Zeichnung und Erhalt der neuen Aktien berechtigt, ist ein Mitgliedschaftsrecht der Aktionäre, das frei übertragbar ist und seinerseits an der Börse gehandelt werden kann. Es besteht daher auch die Möglichkeit, ein Bezugsrecht nicht auszuüben und neue Aktien zu erwerben, sondern sein Bezugsrecht stattdessen zu veräußern und damit seinen Wert zu realisieren.
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Notes
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Ries (2009-A), S. 44.
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BGHZ 71, 40, 46 (Kali + Salz); BGHZ 83, 319, 321 (Holzmann); BGHZ 125, 239, 241 (Deutsche Bank).
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Ries (2009-A), S. 52.
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Befürwortend: Hüffer (2012), § 186 AktG, Rn. 9; Herfs (2013), Rn. 107. Mit Recht ablehnend: LG Hamburg AG 1999, 382 (allerdings für den Sonderfall, dass auch die zu beziehenden Aktien nicht zum Handel zugelassen werden sollten); Wiedemann (1995), § 186 AktG, Rn. 176; Schlitt/Seiler/Singhof (2003), 262 (Fn. 106); Groß (1994-B), S. 456; Seibt/Voigt (2009), S. 142; mit Prüfung, ob dies im Einzelfall einem faktischen Bezugsrechtsausschluss gleichkommt Busch (2009-A), Rn. 64 f.
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Marsch-Barner (1994), S. 533.
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Eine Ausnahme bildet insofern die Sachkapitalerhöhung der Deutschen Telekom im Jahr 2013; hier konnten die Aktionäre ihren Dividendenanspruch abtreten und erhielten in einem bestimmten Verhältnis als Gegenleistung neue Aktien.
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LG München WM 1992, 1151, 1154; Busch (2009-A), Rn. 49.
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Ries (2009-A), S. 45.
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Ries (2009-A), S. 46.
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Ries (2009-A), S. 47.
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Vgl. § 186 Abs. 5 Satz 2 AktG; OLG Düsseldorf ZIP 2000, 2025, 2028; Ries (2009-A), S. 48; Schlitt/Seiler (2003), 2179.
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Da das Gesetz nicht von Werktagen sondern von Tagen spricht, ist es möglich, dass Orderbuch am Freitagabend zu schließen, den endgültigen Bezugspreis am Freitag bekanntzugeben und am Montag die Bezugsfrist enden zu lassen. Aus praktischer Sicht sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Meldefrist im Bundesanzeiger am Freitagvormittag erfolgen muss, da andernfalls eine Veröffentlichung nicht mehr am gleichen Tag gesichert ist. Mithilfe dieses Ablaufes ist das Kursrisiko auf einen Börsentag, den Montag, begrenzt worden.
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- 44.
Ries (2009-A), S. 49.
- 45.
Ries (2009-A), S. 49 f.
- 46.
Bei der ordentlichen Kapitalerhöhung ist es möglich, dass die Anmeldung und Eintragung des Kapitalerhöhungsbeschlusses der Hauptversammlung zusammen mit der Anmeldung des Beschlusses über die Durchführung der Kapitalerhöhung vom Vorstand zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden vorgenommen wird.
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- 48.
Herfs (2013), Rn. 22.
- 49.
- 50.
- 51.
Schlitt/Wilczek (2013), Rn. 124.
- 52.
Schlitt/Wilczek (2013), Rn. 124.
- 53.
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes ist zu prüfen, ob der „Ausschluss des Bezugsrechts bei einer Kapitalerhöhung zulässig ist, wenn er aus der Sicht im Zeitpunkt der Beschlussfassung auch bei gebührender Berücksichtigung der Folgen für die ausgeschlossenen Aktionäre durch sachliche Gründe im Interesse der Gesellschaft gerechtfertigt ist“; BGHZ 71, 40, 48; BGHZ 83, 319, 321; in der Prüfung des Bezugsrechtsausschlusses sind folgende Punkte zu berücksichtigen: (i) der Bezugsrechtsausschluss muss im Interesse der AG liegen, (ii) er muss zur Erreichung des im Gesellschaftsinteresse liegenden Zwecks geeignet und erforderlich, also nicht durch mildere, gleich geeignete Mittel ebenfalls zu verwirklichen sein, (iii) die für die Gesellschaft erzielbaren Vorteile müssen in einem angemessenen Verhältnis zu den Nachteilen der betroffenen Aktionäre stehen, Peifer (2011), § 186 AktG, Rn. 72.
- 54.
- 55.
So die Kapitalerhöhungen von Commerzbank AG (1995), Mannesmann AG (1998), Infineon AG sowie Deutsche Börse AG (2002), Commerzbank AG (2003), Allianz AG (2005), adidas AG (2005) und Continental AG (2007).
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- 57.
Begr. RegE, BT-Drucks. 12/6721, S.10; Krause (2013), Rn. 29.
- 58.
Kallweit (2009), 2495 ff.
- 59.
Weitere Möglichkeiten neben der Kapitalerhöhung mit erleichtertem Bezugsrechtsausschluss gemäß § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG sind beispielsweise die Emission einer Wandelanleihe zugunsten des Anker-Investors, die Garantieerklärung des Investors, den Rump aus einer „großen“ Bezugsrechtskapitalerhöhung abzunehmen oder im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung junge Aktien zu erwerben, siehe hierzu Schiessl (2009), S. 388 ff.
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Ries (2009-A), S. 54.
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Da im Rahmen der Zulassung lediglich die Zulassung von „weniger als 10 %“ prospektfrei erfolgen kann (§ 4 Abs. 2 Nr. 1 WpPG), ist es im Rahmen der Strukturierung der Kapitalerhöhung wichtig, lediglich neue Aktien über maximal 10 % vom Grundkapital minus einer Aktie im Rahmen der Kapitalerhöhung zu schaffen und diese zuzulassen.
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Krause (2013), Rn. 30.
- 68.
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Ries (2009-A), S. 55.
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Krause (2013), Rn. 42.
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Ries (2009-A), S. 56.
- 82.
- 83.
Da die Vorschrift auf „weniger als 10 %“ abstellt, ist es im Rahmen der Strukturierung der Kapitalerhöhung wichtig, lediglich neue Aktien über maximal 10 % vom Grundkapital minus einer Aktie im Rahmen der Kapitalerhöhung zu schaffen und diese zuzulassen, da andernfalls eine prospektfreie Zulassung nicht möglich ist.
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