Zusammenfassung
Das Wort Scham stammt von einer alten germanischen Wurzel skam/skem (althochdeutsch scama, angelsächsisch scamu) und hat die Bedeutung „Schamgefühl, Beschämung, Schande“. Es geht zurück auf die indogermanische Wurzel kam/kern: „zudecken, verschleiern, verbergen” (Kluge 1975). Das vorangestellte s (skam) fügt die reflexive Bedeutung hinzu — „sich zudecken“Die Vorstellung des Sichverber-gens ist dabei spezifisch und untrennbar vom Schamkonzept. Wir werden sehen, wie sehr der Wunsch sich zu verbergen, einen Teil der dynamischen Konstellation des Schamaffekts ausmacht.
„Man schämte sich der Milde, wie man sich heute der ärte schämt.“
(Nietzsche, Zur Genealogie der Moral)
ἔτι στασιάζουσιν ού μόνον διὰ τὴν ἀνισότητα τῆης κτήσεως άλλὰ καὶ διὰ τὴν τῶν τιμῶν.
(Bürgerlicher Unfriede wird nicht nur durch eine Ungleichheit des Besitzes verursacht, sondern auch durch eine Ungleichheit des Ansehens.)
(Aristoteles, Politik)
έκ τῶν γὰϱ αίσχϱῶν έσϑλά μηχανώμεϑα… τὰ κϱυπτὰ γὰϱ πέφηνε, διὰ δ’ ὄλλυσαι.
(Wir suchen Scham in Vornehmheit zu verwandeln… Was verborgen ist, wird enthüllt. Du wirst zerstört.)
(Euripides, Hippolyt)
׃ןה ולא, הו חא הו ןיאנך השלש ׃ןבבר זבח ףא ׃א״יר;ןירבחו,ןזלזגברחהו,םיבלבה.לבבבש םימבח ירימלח ףא:א״יו;חובווה
(Unsere Lehrer lehrten: Drei hassen einander, nämlich Hunde, Hähne und Kollegen. Manche sagen: auch die Huren. Manche sagen: auch die Gelehrten in Babylon.)
(Talmud, Ausg. 1962, Pessachim, 1136)
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Literatur
Dieses Fallbeispiel verdanke ich Dr. P. Warschawski.
Vgl. auch Jason (Fall 4) und seinen Prototyp in Euripides’ Medea.
Vgl. auch Shakespeares Troilus und Kressida, 2.3.150–153; König Heinrich IV., 4.1.160–161.
Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist die Behandlung Mlle Michonneaus durch die anderen Pensionäre, nachdem sie über Vautrin berichtet hatte: „un dégoût unanime“(„ein einstimmiger Ekel“), „Mlle Judas“wird hinausgeworfen (Balzac, Le Père Goriot).
Zitiert nach J. A. Lukas, New York Times, 28.08. 1968.
Zitiert nach A. Lewis, New York Times, 30.08. 1968.
E. Stillman in Commentary, aus dem Gedächtnis zitiert.
Ich bin Herrn Dr. Eickhoff für den Hinweis auf diese Arbeit sehr dankbar.
Dies widerspricht Beres’ Ansicht: „Ich würde vorschlagen…, daß der determinierende Faktor, der Scham von Schuld unterscheidet, der ist, daß die erstere von einem internalisierten Konflikt herrührt und die letztere von einem Konflikt mit einer äußeren Autorität“(Beres 1966, S. 487).
Wie Nietzsche sagte: „Die Dichter sind schamlos mit ihren Erlebnissen: sie beuten sie aus“(Jenseits von Gut und Böse, Ausg. 1976 b, 161, S. 90).
Wie Nietzsche sagt: „Die vornehme Seele hat Ehrfurcht vor sich“(Jenseits von Gut und Böse, Aus. 1976 b, 287, S. 226).
Dies wäre mit dem identisch, was ich in The hidden dimension (Wurmser 1978 a) als die Ergänzungsreihe von innerem Zwang und Freiheit beschrieben habe (s. auch Wurmser 1988, Kap. LA).
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Wurmser, L. (1993). Phänomenologische Studie der Scham. In: Die Maske der Scham. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97459-5_3
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