Zusammenfassung
Wir haben gesehen, daß Yona (Fall 7) an dem litt, was H. Deutsch so treffend „Schicksalsneurose“genannt hat — die endlose Wiederholung eines tiefen inneren Konflikts in der äußeren Lebensrealität — mit unvermeidlich unglücklichem, verhängnisvollen Ergebnis. Yonas Schicksalsneurose bestand ganz klar aus folgendem: Er wählte immer eine Frau, die — aus dem einen oder anderen Grund — ihm das Gefühl geben mußte, er sei ein „rücksichtsloser Eindringling“(„pushy intruder“), ein Störenfried, der ausgeschlossene Dritte, der doch so gerne akzeptiert worden wäre. Die Frauen, die er sich aussuchte, hatten alle selbst eine zentrale Angst — nämlich die vor Penetration- und waren überdies schon an andere Männer gebunden, die gewöhnlich selbstbezogen, ja sogar grausam waren und mehr oder weniger Yonas Vater ähnelten. Diese Triangulierung und die Angst vor Penetration wurden oftmals völlig vor Yona verborgen — dennoch fiel seine Wahl unweigerlich auf Frauen, bei denen beides vorherrschte und die sich für ihn als „kastrierend“erwiesen. Die Schicksalsneurose lief daher auf die endlose Wiederholung des Kastrationstraumas hinaus: „Du willst eindringen. Du willst dich mit einem stärkeren Rivalen messen. Du darfst das unter keinen Umständen tun. Wenn du dich selbst hingibst, wirst du zurückgestutzt.“
„Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt Gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide.“
„Du stehest fest und still, Ich scheine nur die sturmbewegte Welle… Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht Das Schiff an allen Seiten.“
(Goethe, Torquato Tasso)
Falstaff: „Counterfeit? I lie, I am no counterfeit. To die is to be a counterfeit, for he is but the counterfeit of a man who hath not the life of a man; but to counterfeit dying when a man thereby liveth is to be no counterfeit but the true and perfect image of life indeed. The better part of valor is discretion.“
(Falstaff: „Eine Maske? Ich lüge, ich bin keine Maske; sterben heißt eine Maske sein, denn der ist nur die Maske eines Menschen, der nicht das Leben eines Menschen hat; aber die Maske des Todes annehmen, wenn man dadurch sein Leben erhält, heißt das wahre und vollkommene Bild des Lebens sein. Das bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht.“)
Thou art not what thou seems’st.“
(Du bist nicht, was du scheinst.)
(Shakespeare, König Heinrich IV., 1.Teil)
„Die Verschiedenheit ist die Maske, welche eiserner ist als jede eiserne Maske.“
(Nietzsche an seine Schwester)
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Literatur
Ich verlasse mich auf die ausgezeichnete Ibsen-Biographie von M. Meyer (1971).
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© 1993 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Wurmser, L. (1993). Die heroische Transzendenz der Scham. In: Die Maske der Scham. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97459-5_15
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