Zusammenfassung
Die Herausforderungen für unsere Industrie heute möchte ich mit folgenden Feststellungen skizzieren:
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1)
„Technologische Fortschritte spielen sich zunehmend nicht mehr im Kern der klassischen Disziplinen ab, sondern an den Nahtstellen“ (Danielmeyer), d.h. im Zusammenwirken von klassischen Disziplinen. Mit dem Begriff „Transdisziplinarität“ (Mittelstraß) ist m.E. dieser Vorgang gut beschrieben, da das Präfix trans eine Bewegung anzeigt, im Gegensatz zu inter, das mehr statischen Charakter hat.
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2)
Systeme als Produkt oder Produkte in Systemen gewinnen an Bedeutung; dieser rein technologischen Betrachtung ist anzufügen, daß die Wirkung solcher technischer Produkte und Systeme auf übergeordnete Systeme berücksichtigt werden muß. Als Stichworte für solche übergeordneten Systeme nenne ich die soziale Umwelt (Gesellschaft), die physische Umwelt, internationale Beziehungen. Zum methodischen Ansatz nenne ich Technikfolgenabschätzung, Technikbewertung, Öko-Bilanzen, prognostische Szenarien. Zum Ausdruck kommt diese Notwendigkeit des „Folgenbedenkens“ in der Tatsache, daß z.B. Emissionsfragen, Entsorgungsprobleme, Arbeitsgestaltung, Freizeitverhalten, Export- und Importströme bei der Konzeption technischer Systeme, Produkten und Prozessen eine zunehmende Rolle spielen. „Plötzlich“ sind dabei Informatik und Biologie wichtig. Und eines der großen Probleme ist, daß unsere Notwendigkeit zu handeln weiter reicht als unsere Erkenntnisse.
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3)
Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten — Informationsübertragung und Reisen — haben einen „Just-in-time“-Weltmarkt geschaffen, bei dem scheinbar leicht, in Wirklichkeit aber eben nur sehr schwer, traditionsgeprägte, kulturelle und religiöse Grenzen überwunden werden können. Eine besondere Ausprägung finden diese Grenzen als Sprachbarrieren.
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4)
Das Spannungsfeld zwischen Ausdifferenzierung von etablierten Wissenschaftsgebieten und der Schaffung neuer Wissenschaftsgebiete nimmt zu. Mit anderen Worten: Die Anforderungen an die Industrie sind sehr dynamisch (auch die Industrie weiß nicht, was in 10 Jahren ist), wogegen sich Bildungssysteme nur sehr viel langsamer ändern können. Dieser Änderungsprozeß, der nicht hektisch jedem modischen Trend folgen darf, muß durch ein System kontinuierlicher Weiterbildung begleitet werden.
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5)
Für die Industrie werden die verschiedensten Arten innerbetrieblicher und außenorientierter Kooperationen immer häufiger notwendig. Innerbetrieblich sind dies Projektteams, Projektmanagement, flexible Organisationsstrukturen. Im Außenverhältnis sind dies Joint Ventures, Kooperationsvereinbarungen, Konsortien auf Zeit, Fusionen.
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Gassert, H. (1990). Fachübergreifende Ausbildungsinhalte von Natur- und Geisteswissenschaften aus industrieller Sicht. In: Mainzer, K. (eds) Natur-und Geisteswissenschaften. Ladenburger Diskurs. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95614-0_12
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