Zusammenfassung
„Genie ist Fleiß“ hat ein berühmter Schriftsteller gesagt. Man wird nicht annehmen, daß er damit etwas anderes als ein Bonmot beabsichtigt habe, denn sonst würde man ihm energisch widersprechen müssen. Die Griechen waren ungefähr der entgegengesetzten Ansicht, indem sie die höchste Blüte des Geistes von einer möglichst vornehmen Enthaltsamkeit von der Arbeit erwarteten. Ihre Ansicht, daß regelmäßige, gleichförmige Berufsarbeit der geistigen Originalität gefährlich werde, daß sie zum Banausen machen könne, enthält einen berechtigten Kern. Allerdings wird man einräumen müssen, daß die griechische Methode der Erhaltung der geistigen Spannkraft nur auf einer Entwicklungsstufe des menschlichen Geistes möglich war, wo man noch ohne viel erworbene Fähigkeiten und ausgebreitete Vorkenntnisse neue geistige Werte schaffen konnte. Besonders der wissenschaftlichen Forschung wäre ohne intensivsten Berufsfleiß lediglich durch geistvolle Gespräche heute nicht mehr wesentlich gedient.
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© 1958 Springer-Verlag OHG., Berlin · Göttinger · Heidelberg
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Kretschmer, E. (1958). Der Forscher. In: Geniale Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86818-4_9
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