Zusammenfassung
Hölderlin lebt als tragische Figur in der Literaturgeschichte fort. Bald nach seinem 30. Lebensjahr befiel den schon vorher schwerlebigen, schwärmerischen, überzarten Dichter unheilbarer Wahnsinn, und im Schatten der schizophrenen Psychose hat er in Tübingen im Hölderlinturm am Neckar sein langes Leben bis ins 73. Jahr hingedämmert. Dort konnte man ihn, eine spitze weiße Mütze auf dem Kopf, unstet und gespenstisch am Fenster hin und wider irren sehen. Dieser Anblick hat in dem jungen Studenten Mörike die phantastische Romanze vom Feuerreiter wachgerufen: „Seht ihr an dem Fensterlein dort die rote Mütze wieder.“ Das Gefühl der allmählich über ihn kommenden Gefühlskälte und Erstarrung läßt sich schon jahrelang vor dem Ausbruch der eigentlichen Psychose in den Gedichten Hölderlins in Tönen wiederfinden, aus denen das Grauen des Schizophrenen uns anhaucht, vor dem sich allmählich die Welt und seine eigener Geist in eine Gespensterwelt verwandelt.
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© 1958 Springer-Verlag OHG., Berlin · Göttinger · Heidelberg
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Kretschmer, E. (1958). Inspiration und Verehrung. In: Geniale Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86818-4_11
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