Zusammenfassung
Erst in den letzten Jahren führte die systematische Erforschung des Rückfallgeschehens bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit zu wirklichen Fortschritten. Als zentral sind dabei u. a. die differentialdiagnostischen Überlegungen von Litman (1986) anzusehen. Sie geht davon aus, daß der Abhängige im Verlauf seines Lebens unterschiedliche Rückfallvermeidungs- und Lebensbewältigungsstrategien benötigt. Auch Donovan u. Chaney (1985) verfolgen einen differentialdiagnostischen Ansatz, wenn sie den Rückfall des Alkoholikers mit Hilfe eines 2stufigen Prozesses beschreiben. Eine Kette von Ereignissen führt ihrer Meinung nach zu einem Fehltritt („lapse“), der wiederum eine Sequenz von Ereignissen auslösen kann. Diese lassen dann einen anfänglichen Fehltritt zu einem voll ausgeprägten Rückfall („relapse“) eskalieren. Marlatt u. George (1984) haben ein ausführliches kognitivbehaviorales Programm zur Rückfallprävention und -intervention vorgelegt. Unter Berücksichtigung differentialdiagnostischer Aspekte kommen sie zu dem Schluß, daß für Personen mit internaler bzw. externaler Kontrollüberzeugung die einzelnen Elemente dieses Programms mit unterschiedlichem Gewicht in die Behandlung eingehen sollten. Als besonders bedeutsam stellen u. a. Marlatt (1985) und Brownell et al. (1986) den Einfluß von Hochrisikosituationen auf das Rückfallgeschehen heraus. Bei einem Mangel an alkoholfreien Bewältigungskompetenzen erhöhen solche Situationen die Rückfallwahrscheinlichkeit. Hochrisikosituationen für Abhängige sind nach Litman et al. (1983) negative Gefühlszustände, externe alkoholbezogene Stimuli, soziale Ängste und verminderte Wachsamkeit. Zahlreiche Autoren betonen schließlich die Relevanz von Selbstwirksamkeitserwartungen für den Alkoholiker. So vermutet Annis (1986), daß geringe Selbstwirksamkeitserwartung hinsichtlich der Bewältigung von Hochrisikosituationen der beste Prädiktor für künftige Rückfälligkeit ist.
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Klein, M., Scheller, R. (1989). Differentialdiagnostische Aspekte des Rückfallgeschehens bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. In: Watzl, H., Cohen, R. (eds) Rückfall und Rückfallprophylaxe. Suchtproblematik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83805-7_8
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