Sucht und Rückfall als Ausdruck narzißtischer Störungen

Zusammenfassung

Die folgenden Ausführungen stellen den Versuch dar, die im Laufe einer mehrjährigen Tätigkeit in der stationären Therapie von Alkohol- und Medika- mentenabhängigen gesammelten Erfahrungen mit dem Thema Rückfall zu systematisieren und in ein theoretisches Bezugssystem zu integrieren. Dabei soll nicht der Anspruch erhoben werden, eine vollständige Theorie des Rückfalls zu liefern - zumal es „den Rückfall“ ebensowenig gibt wie „den Alkoholiker“. Die wachsende Vertrautheit mit der psychotherapeutischen Bearbeitung von Rückfällen (s. Beitrag Körkel, Dittmann, Pahlke u. Wohlfarth in diesem Band) brachte jedoch ein zunehmendes Bedürfnis nach einer differenzierteren Betrachtungsweise von Rückfallverläufen und der mit ihnen einhergehenden psychischen Vorgänge mit sich. Auf die sich immer wieder neu stellende Frage, warum Suchtgefährdete nach einer Abstinenzphase scheinbar gegen jede Vernunft wieder zu ihrem Rauschmittel greifen, gilt es Antworten zu finden, die jenseits der bloßen Verhaltensbeschreibung Aufschlüsse über die oft unbewußten Motive, Triebkräfte und Konflikte geben können, die dieses Geschehen mit bedingen.