Wahrnehmung und Kognitionen in Partnerschaften

Zusammenfassung

Soziale Umwelten wirken auf Personen erst nach einer individuellen Deutung. Dieser subjektive Anteil zeigt sich z. B. darin, dass Partner in einer Beziehung den gleichen Sachverhalt unterschiedlich wahrnehmen oder bewerten. So kann der eine Partner den anderen deutlich positiver wahrnehmen als dieser sich selbst sieht. Diese Wahrnehmungsdiskrepanz hat für den wahrnehmenden Partner meist positivere Konsequenzen als für den wahrgenommenen. Das Verhältnis der subjektiven Wahrnehmungen zueinander wird besonders bedeutsam, wenn ein Partner zu verstehen versucht, was der andere denkt und fühlt. Zu diesem Verständnis tragen unterschiedliche Faktoren bei, von denen nur einer die traditionell hier unterstellte Fähigkeit zur Perspektivenübernahme ist. Die Wahrnehmungs- und Deutungsgewohnheiten der Partner werden durch ihre Vorstellungen von einer gelingenden Beziehung geprägt. Diese Vorstellungen haben oft die Form von Idealen, an denen sich die tatsächliche Partnerschaft messen soll, Wahrnehmungen und Kognitionen können in unterschiedlichem Grade realistisch oder verzerrt sein. Es zeigt sich, dass für glückliche und stabile Beziehung eine unverzerrte Realitätswahrnehmung der Partner keineswegs charakteristisch ist.