Zusammenfassung
Grundsätzlich lassen sich zwei sozialpädagogische Perspektiven auf die Le-benssituation von hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen unterscheiden: die Fallanalyse – auch Diagnose genannt – des Wissenschaftlers und die des Praktikers. Fallanalysen, die mit einem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse durchgeführt werden, zielen auf Verallgemeinerungen ab, auf Typisierungen von Deutungsmustern, latenten Sinnstrukturen und biografischen Verläufen (vgl. Jakob/Wensierski 1997). Die Fallanalyse des Praktikers hingegen zielt auf pädagogische Aufgabenstellungen, individuelle Zielsetzungen und auf admini-strative Entscheidungen ab. Sie ist mit einem riskanten Zukunftsentwurf, einer Prognose verbunden. Die Frage „Welche Bedingungen müssen gegeben sein, dass der Jugendliche oder die Jugendliche sich stabilisiert und in der Lebensbe-wältigung vorankommt?“ steht im Vordergrund. Die Falldiagnose des Praktikers folgt einem pragmatischen Interesse: „Was ist aus sozialpädagogischer Sicht zu tun?“. Im Folgenden soll es um Methoden sozialpädagogischer Diagnosen gehen, die für die Praxis bestimmt sind.
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Uhlendorff, U. (2012). Sozialpädagogisch-hermeneutische Diagnosen in der Jugendhilfe. In: Thole, W. (eds) Grundriss Soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94311-4_45
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