Zusammenfassung
Das Thema „Migration und Familie“ findet seit einigen Jahren verstärkt Beachtung in den medialen und politischen Debatten der westlichen Gesellschaften. Vielfach erfolgt dabei mittels Kulturalisierung und Ethnisierung eine binäre Spaltung (Hall 2000, S. 13) in traditionelle und moderne Familien. Familien im Kontext von Migration, die nicht aus den westlichen Wohlstandsgesellschaften kommen, sondern aus den Ländern des Südens und Ostens, sind davon in besonderer Weise betroffen. Während Modernität fortschrittlich mit individueller Freiheit, demokratischer Partizipation und Geschlechtergerechtigkeit verbunden wird, werden in der traditionellen Perspektive unterschiedliche Formen sozialer und kultureller Rückständigkeit, patriarchale Strukturen, Herrschaft und Gewalt miteinander verbunden. Der Innenraum der Familie im Kontext von Migration wird aufgrund dieser ausschließenden Gegensätzlichkeit zur Projektionsfläche von Ressentiment und Rassismus. Familien im Kontext von Migration werden auf diese Weise als Räume des Ausschlusses und der Marginalisierung definiert. Die Problematisierung von Familie im Kontext von Migration korrespondiert mit allgemeinen gesellschaftlichen Prozessen der kulturellen Zuschreibung von Differenzen (vgl. u. a. Attia 2009; Geisen und Studer 2011).
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Geisen, T., Studer, T., Yildiz, E. (2013). Migration und Familie im Kontext von Bildung, Gender und Care. In: Geisen, T., Studer, T., Yildiz, E. (eds) Migration, Familie und soziale Lage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94127-1_1
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