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Die Chicago School of Sociology

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Das Interpretative Paradigma

Zusammenfassung

Bei der Chicago School of Sociology handelt es sich um einen soziologischen Arbeitszusammenhang an der University of Chicago, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine weltweit führende und bis heute richtungsweisende Rolle bei der Verbindung von theoretischen Grundpositionen des Interpretativen Paradigmas mit (qualitativer) empirischer Sozialforschung in großstädtischen Kontexten inne hatte. Zum Verständnis dieser Soziologie-schule, ihrer Anliegen, Fragestellungen und Vorgehensweisen ist die Kenntnis des zeitgeschichtlichen Hintergrundes ihres Wirkens durchaus hilfreich. Er wird deswegen nachfolgend in  Kap. 2.1 erläutert. Die theoretischen Grundlegungen sowie exemplarische empirische Untersuchungen der Chicagoer Soziologie sind dann Gegenstand von Kap. 2.2. Abschließend folgt eine kurze Bilanzierung ihrer Bedeutung (Kap. 2.3).

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Notes

  1. 1.

    Vgl. hierzu und zum Folgenden Heideking (1999, S. 199 ff.; S. 252 ff.).

  2. 2.

    Berthold Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ greift dieses Thema ebenfalls auf.

  3. 3.

    Auf die umfangreichen Analysen der Probleme der ethnischen Segregation, der differenzierten Sozial- und Berufsstruktur der Schwarzen, ihrer Positionen im städtischen Arbeitsleben, der Kriminalität und des Lebens im Ghetto kann hier nicht eingegangen werden.

  4. 4.

    Vgl. zur Entstehungsgeschichte der Soziologie in den USA Coser (1978) sowie die Beiträge in Calhoun (2007).

  5. 5.

    Vgl. zu den Arbeiten von Comte und Spencer Brock u. a. (2007).

  6. 6.

    Auch Herbert Spencer in England oder Auguste Comte und später Emile Durkheim in Frankreich entwickelten ihre Überlegungen mit direktem Bezug auf gesellschaftliche Problemlagen und Konflikte ihrer Zeit, wenn auch ungleich abstrakter.

  7. 7.

    Vgl. zur Entwicklung der Chicago School of Sociology Bulmer (1984). Ein guter Überblick über Personen und Positionen ist zu finden unter www.pragmatism.org/genealogy.htm [Zugriff vom 13.07.2011]. Lindner (1990) gibt mit seiner Studie über „Die Entdeckung der Stadtkultur. Soziologie aus der Erfahrung der Reportage“ einen hilfreichen Einstieg in die Chicagoer Soziologie.

  8. 8.

    Vgl. zu den Verbindungen von Reformbewegungen, Sozialarbeit und früher Soziologie in den USA Lengermann und Niebrugge (2007; hier ebd., S. 65).

  9. 9.

    Einen aktuellen Überblick über Einflüsse von Pragmatismus und Phänomenologie (s. u. Kap. 4) auf das Interpretative Paradigma gibt Gross (2007).

  10. 10.

    Vgl. zur Bedeutung des Pragmatismus für die Chicago School und den Symbolischen Interaktionismus Rock (1979), Strauss (1991a) und die Arbeiten von Hans Joas (z. B. 1992a). Rock (1979, S. 64) erläutert auch die Herkunft des Pragmatismus aus der Auseinandersetzung mit der Philosophie von Hegel. Im Folgenden werden nur wenige Aspekte herausgegriffen. Hinzuweisen ist insbesondere auf die hier nicht behandelte Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce (vgl. Pape 2004).

  11. 11.

    Die Auseinandersetzung mit William James ist auch für die Weiterentwicklung der sozialphänomenologischen Position von Alfred Schütz bedeutsam (s. u. Kap. 4). Vgl. zu James Diaz-Bone und Schubert (1996).

  12. 12.

    Wichtige Schriften sind in diesem Zusammenhang John Deweys Aufsatz über das „reflex arc concept“ aus dem Jahre 1896 sowie seine späteren Arbeiten über „Human Nature and Conduct. An Introduction to Social Psychology“ [„Die menschliche Natur. Ihr Wesen und ihr Verhalten“, Zürich 2003] aus dem Jahre 1922 und „Experience and Nature“ (1925) sowie William James’ Aufsatz „On a certain blindness in human beings“, der bereits 1889 erschien.

  13. 13.

    Der an die Tradition des Pragmatismus anschließende deutsche Soziologe Hans Joas spricht von einer Theorie der „Kreativität des Handelns“. Damit sind nicht die künstlerischen Ausdrucksformen gemeint, sondern jedes Handeln, das angesichts von Störungen der Routinen nach Alternativen sucht, enthält ein solches Moment der Kreativität (vgl. Joas 1992).

  14. 14.

    Mit solchen Themen spielt bspw. die filmische Science-Fiction-Trilogie „Matrix“ der Gebrüder Wachowski, deren erster Teil 1999 in den Kinos startete. Dort erfährt eingangs die männliche Hauptfigur „Neo“, dass ihr bis dahin als normal und „real“ unterstelltes Leben nur ein Traum ist, der ihr von Maschinen eingeflößt wird, für die sein Körper als Batterie dient. Vgl. auch Peirce (2004) und Dewey (2004).

  15. 15.

    Ich gehe nur auf die bleibenden Beiträge von Thomas zur Soziologie ein; die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich häufig auf den gemeinsam mit Florian Znaniecki verfassten Einführungstext in die Studie über die „polnischen Bauern“ (s. u.). Zu anderen Bausteinen seines Ansatzes − bspw. das auf Motivtypisierungen bezogene Konzept der „vier Wünsche“ − vgl. insgesamt Thomas (1965). Zu Znaniecki vgl. die Hinweise weiter unten in Kap. 2.2.4.

  16. 16.

    Thomas und Znaniecki formulieren damit eine klassische Ausgangsposition der empirischen Wissenssoziologie und der qualitativen Sozialforschung (vgl. Hitzler 1999; Christmann 2007, S. 27).

  17. 17.

    Thomas nimmt Überlegungen der späteren Wissenssoziologie von Peter L. Berger und Thomas Luckman (s. u. Kap. 4) vorweg (vgl. auch Hitzler 1999).

  18. 18.

    Die im nachfolgenden Zitat angegebenen Dokumentnummern beziehen sich auf im Originaltext zitierte Aussagen von Frauen über ihr (Liebes-)Leben. Allgemein konzipierte Thomas seine Untersuchung über die „unangepaßten Mädchen“ als Studie zur „Individualisierung“ des Verhaltens; er nimmt gerade im Bereich der Geschlechterbeziehungen einige Thesen der heutigen Individualisierungsdiskussion vorweg (vgl. Beck und Beck-Gernsheim 1994; Poferl 2008).

  19. 19.

    Dabei gestehen Thomas und Znaniecki zu, dass die kritisierte Vorgehensweise oft gar nicht anders kann, insbesondere da, wo es um Situationen geht, wo nicht erst eine wissenschaftliche Untersuchung abgewartet werden kann, sondern aufgrund von Problemdringlichkeiten jetzt und hier entschieden, gehandelt, geholfen werden muss.

  20. 20.

    In der europäischen Volkskulturforschung des 19. Jahrhunderts arbeiteten bereits verschiedene Autoren, etwa Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897), mit biographischem Material.

  21. 21.

    Vgl. zur Darstellung und Würdigung insgesamt Bulmer (1984, S. 45 ff.) sowie die Zusammenfassungen in Kaesler und Vogt (2000, S. 470–477), Papcke und Oesterdiekhoff (2001, S. 485–488).

  22. 22.

    In der Soziologie bezeichnet der Begriff der „Vergemeinschaftung“ (und entsprechend „Gemeinschaft“) seit den Klassikern Ferdinand Tönnies und Max Weber eine Form der In-Beziehung-Setzung der Einzelnen zueinander, die wesentlich auf Zugehörigkeitsgefühlen und Traditionen beruht, während sich „Vergesellschaftung“ auf zweckbezogen eingegangene Verbindungen oder abstrakte Zusammengehörigkeiten (bspw. als Staatsbürger) bezieht.

  23. 23.

    Vgl. den Abdruck der Rezension, der Diskussion und der Statements in Blumer (1979).

  24. 24.

    Weitere Erläuterungen zur Chicago School finden sich auch in den im vorliegenden Text an anderer Stelle zitierten Arbeiten, die sich auf einzelne Vertreter und Positionen − bspw. Robert E. Park oder den Symbolischen Interaktionismus − beziehen.

  25. 25.

    Wichtige Referenzen waren etwa Herbert Spencer (1820–1903), Ferdinand Tönnies (1855–1936), Gabriel Tarde (1843–1904), Emile Durkheim (1858–1917) und insbesondere Georg Simmel (1858–1918), u. a., von denen wichtige Schriften bekannt waren. Auch die Werke von Auguste Comte (1798–1857), Karl Marx (1818–1883) oder Charles Darwin (1809–1882) wurden rezipiert (vgl. dazu insgesamt Park und Burgess 1924 [Neuauflage 1969]).

  26. 26.

    Vgl. die Hinweise zu den genannten Studien in Park (1952b).

  27. 27.

    Vgl. dazu neben dem Buch selbst auch die Zusammenfassung der Argumentationsschritte in Christmann (2007, S. 33 ff.).

  28. 28.

    Vgl. zu den Einflüssen von Thomas auf Park Matthews (1977, S. 97 ff.).

  29. 29.

    Vgl. zu Goffman Raab (2008a, S. 41 ff.). Obwohl Goffman mit seinen frühen Arbeiten mitunter dieser ‚zweiten Chicago School’ zugerechnet wird (Fine 1995), hat er selbst seine Einordnung in den Symbolischen Interaktionismus abgelehnt. Tatsächlich kommt seinem Werk eine große Originalität zu, so dass es weiter unten als eigenständige Position innerhalb des Interpretativen Paradigmas vorgestellt wird (vgl. Kap. 6). Vgl. zum zeitgenössischen Überblick auch den frühen Sammelband von Rose (1962).

  30. 30.

    Vgl. zu einem Überblick über die Ethnographien der Chicago School Deegan (2007).

  31. 31.

    Vgl. die biographischen Angaben auf der Webseite der University of Chicago Library aus dem Jahre 2006 (Guide to the Everett Cherrington Hughes Papers, 1922–1982; http://ead.lib.uchicago.edu/learn_on3.php?eadid = ICU.SPCL.ECHUGHES&format = raw-xml&collection = project/SCRC; Zugriff vom 13.07.2011).

  32. 32.

    Vgl. dazu die Beiträge zu den unterschiedlichen Arbeitsfeldern von Hughes in der von Howard S. Becker u. a. herausgegebenen Gedächtnis-Festschrift (Becker u. a. 2009).

  33. 33.

    Vgl. insgesamt auch die umfangreichen Textbeiträge in Plummer (1997).

  34. 34.

    Im Rahmen eines Review-Symposiums hat der in der Tradition der Bourdieuschen Sozologie stehende französische Soziologe Louic Wacquant eine scharfe Kritik der Studien von Duneier, Anderson und Newman vorgelegt (Wacquant 2002), auf die die Kritisierten mit ihrerseits heftigen Kritiken der Position und Rezension Wacquants reagiert haben (Duneier 2002; Anderson 2002; Newman 2002). An der Diskussion lassen sich exemplarisch die unterschiedlichen soziologischen Positionen und ihre Implikationen verdeutlichen.

  35. 35.

    Vgl. auch die für die Rezeption in Frankreich einschlägigen Arbeiten von Chapoulie (2001).

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Keller, R. (2012). Die Chicago School of Sociology. In: Das Interpretative Paradigma. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94080-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94080-9_2

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