Zusammenfassung
Die Einführung des Zentralabiturs ist ein typischer Top-down-Prozess, d.h. eine von oben angeordnete und durchgesetzte Reform. In einem solchen Fall ist zumindest bei einem Teil der Lehrpersonen mit einer geringen Akzeptanz zu rechnen, da diese direkt von den Veränderungen betroffen sind, jedoch nur geringe Einflussmöglichkeiten auf diese haben und somit zunächst einen Kontrollverlust erleben. Entsprechend unsicher standen sie zu Beginn der Reform gegenüber, was in den Medien und z.B. auch in einer Fallanalyse an einer Bremer Schule kommuniziert wurde (Maag Merki, 2008, S. 366; siehe hierzu den Beitrag von Oerke in diesem Band: „6. Emotionaler Umgang von Lehrkräften und Schüler/- innen mit dem Zentralabitur“). Es ist jedoch entscheidend, dass sich die Lehrpersonen mit den neuen Abläufen und Vorgaben vertraut machen, damit die Ziele des Zentralabiturs, ein höheres Unterrichtsniveau und mehr Gerechtigkeit bei der Notenvergabe im Abitur, tatsächlich erreicht werden können. Ob in Eigeninitiative oder durch Weiterbildung müssen sie sich über die Abiturthemen, die Aufgabenformulierung und die Bewertungskriterien informieren und ihren Unterricht und ihre Prüfungsvorbereitungen entsprechend anpassen. Die Auseinandersetzung von Lehrpersonen mit neuen Reformen wird im Stages-of-Concern- Modell von Hall und Hord (2006) beschrieben. In diesem Modell wird vorausgesetzt, dass die erfolgreiche Implementation von Innovationen kein einmaliges Ereignis, sondern ein Prozess ist, innerhalb dessen sieben verschiedene Entwicklungsstufen in unterschiedlichen Ausprägungen zu beobachten sind. Inwieweit die Lehrkräfte sich entsprechend dem Stages-of-Concern-Ansatz mit dem Zentralabitur auseinandersetzen, ist Thema dieses Beitrags.
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Oerke, B. (2012). Auseinandersetzung der Lehrpersonen mit der Einführung des Zentralabiturs: Stages of Concern. In: Merki, K.M. (eds) Zentralabitur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94023-6_9
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