Zusammenfassung
Die theoretische Auseinandersetzung mit Bildern und Bildlichkeit der verschie denen Forschungstraditionen und -disziplinen ist unterschiedlich weit fortge schritten und setzt auch an unterschiedlichen Grundsätzen an. In den Diskurs zur Bildthematik der angloamerikanischen Visual Culture gehen beispielsweise Ergebnisse aus Cultural Studies und Dekonstruktion ein (vgl. Frank/Sachs-Hom bach 2006: 184); im deutschen Sprachraum kommen die Bestrebungen, Bilder theoretisch zu erklären, überwiegend aus der Philosophie, den Kunstwissenschaf ten und nun seit einigen Jahren auch aus der Kommunikations- und Medienwis senschaft sowie der politischen Kommunikation. Alle Disziplinen und Teildis ziplinen beschäftigen sich in Hinblick auf das Bild zunächst mit der Frage, was denn das Objekt „Bild“ eigentlich ausmacht (vgl. etwa Boehm 1994b; Halawa 2008; Mitchell 2008a, 2008b, 1990; Sachs-Hombach 2003). Bevorzugt werden Bilder zunächst der Sprache gegenübergestellt um so die Gegensätze und anders gearteten Wesensmerkmale der beiden Darstellungsweisen in den Vordergrund zu rücken: Bilder werden dabei im Unterschied zur sprachlichen Darstellung nicht als Beschreibung, sondern als visuelle Veranschaulichung eines (fiktiven oder realen) Sachverhalts aufgefasst. Sie sind wahrnehmbar, artifiziell und relativ dauerhaft (vgl. Sachs-Hombach 2005b: 12f). Was ein Bild tatsächlich ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Auf den ersten Blick erscheint die Frage „Was ist ein Bild?“ fast banal, da man intuitiv ziemlich genau weiß, was der Begriff „Bild“ meint und unter welchen Umständen etwas als Bild zu bezeichnen ist und wann nicht. Das vermeintlich Banale entpuppt sich bei genauerer Betrachtung und beim Versuch einer präzisen Definition als widerspenstiges, kaum greifbares Phänomen, denn sowohl in der Alltagssprache, als auch in der wissenschaftlichen Betrachtung existieren gänzlich unterschiedlich weit gefasste Auslegungen des Begriffes „Bild“. Im Unterschied zu anderen Sprachen bezieht der Begriff „Bild“ im Deutschen sowohl innere als auch äußere Bilder mit ein (vgl. Boehm 2007: 11; Müller 2007: 9). Im Englischen dagegen werden images von pictures unter schieden (vgl. Boehm 2007: 11; Müller 2007: 9). Die Bezeichnung picture wird für materielle Bilder, die Bezeichnung image dagegen für immaterielle Bilder verwendet (vgl. Müller 2009: 9). Bei genauerer Sichtung des Forschungsstandes im englischsprachigen Raum zeigt sich jedoch, dass auch hier image und picture teilweise synonym verwendet werden. Der sehr flexible und weit reichende Be griff „Bild“ hat in der Folge zur Frage geführt, wie denn sprachliche Bilder, etwa Metaphern, oder auditive Bilder und Tastbilder zu beurteilen seien. Weitere Zu-ordnungsprobleme schaffen häufig verwendete Bezeichnungen wie „Weltbild“, „Feindbild“ oder „Selbstbild“, die mentale Bilder beschreiben (vgl. Schirra 2006: 199).
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Lobinger, K. (2012). Was ist ein Bild? Was ist ein Medienbild?. In: Visuelle Kommunikationsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93480-8_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93480-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18137-0
Online ISBN: 978-3-531-93480-8
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